Sunday, March 27, 2011

Der Präsident der Kurve.


Als Rauter das 2:0 schoss ...


... war beim GAK Präsident Benni Bittmann die Hölle los. Beide Fotos (c) Wanko

So jubeln sah man den GAK in der letzten Zeit selten: Ist er doch durch das Ausscheiden einiger Konkurrenten um den Titel und durch eine fast makellose Frühjahrsbilanz – drei Siege und ein Unentschieden – dem möglichen Aufstieg in die 2. Liga am Sonntag um einen Schritt näher gekommen. Den direkten Konkurrenten Blau-Weiß Linz schickte der GAK mit 2:0 nach Hause.


Ein Garant für diesen Erfolg ist mit Sicherheit Benedikt „Benni“ Bittmann, der den GAK nach dem 3. Ausgleich vor dem endgültigen Abstieg in die Unbedeutsamkeit bewahrte, indem er Ruhe in den Verein brachte und ihn mit Raimund Pock neu aufbaute. Mit der Ruhe kam auch das Geld zurück, wenn zu Beginn auch nur tröpfchenweise, aber mit dem deutschen Textildiskonter „Kik“ hat man nun doch einen Sponsor fernab von staatsnahen Betrieben an Land gezogen und kann heuer ausgeglichen bilanzieren.

Wie das Geschäft geht, hat der Präsident nicht nur einmal in seinem Leben bewiesen. In der 3. Generation führt er nun den in Graz und Klagenfurt ansässigen Elektro-Großhandel „Seitner&Bittmann“ und konnte 2008 durch einen Ankauf von einer weiteren Lagerhalle in Klagenfurt die Lagerkapazitäten der Firma verdoppeln. Als VP-Landtagsabgeordneter und Wirtschaftskammer-Vizepräsident gehört er zu den Sportvereinspräsidenten die nicht durch Sprachakrobatik und verbale Verunglimpfungen auffallen. In Österreich nach wie vor eine Seltenheit.

Der GAK wurde einst als der „Meister der Herzen“ bejubelt und vermarktet. Das hat den Verein nicht reich gemacht, und im Grunde hat das schnell aufgepinselte Herz nicht einmal gereicht, um den Verein vom Absturz in die 3. Liga zu retten. Nun scheint der GAK einen Präsidenten mit Herz zu haben, der bei jedem Heimspiel in der 2. Halbzeit in der Kurve vorbeischaut und gegebenenfalls mitfeiert. Das alleine wird für den Aufstieg nicht reichen, aber ein Präsident der weiß wo’s langgeht und der seine Visionen nicht mit Größenwahn verwechselt, ist eine solide Basis.

Wa.

Tuesday, March 22, 2011

"Aus der Muckibude oder die Kampagnen gegen die Österreicher!"

Ein Wort noch zu meiner Familie Penner Premiere: War sehr geil! Großes Fest! Die „Kleze“ meinte: Martin G. Wankos "Penner"-Soap im Grazer Theater im Keller endet im Pointenrausch. Und der Haubentaucher hat gesagt: "Schade, dass der große Wolfi Bauer das nicht mehr miterleben konnte, er hätte seine Freude damit gehabt." – und hääte sicher angestoßen, denn 2 Tage später hätte Bauer seinen 70er gefeiert!



Und sonst? Gestern ist mir am Laufband unser ehemalige Innenminister und bis vor Tagen noch EU-VP-Delegationsleiter Ernst Strasser in den Sinn gekommen. Ich hatte sogar Verständnis mit ihm: Ich kann mir schon vorstellen, dass man nach der politischen Karriere noch gerne einen Job als Lobbyist hätte, der einem die nötige Kohle bringt. So eine Art Schmerzensgeld, das man für die mediale und gesellschaftliche Verunglimpfung in den Jahren in der Politik bekommt.
Scheiße ist nur, dass sich Strasser vom ersten Moment an selber entlarvte, da er sofort etwas von einer Kampagne gegen ihn quatschte. Eigentlich müsste es zum politischen Know-how gehören, dass seit Kurt Waldheims Präsidentenwahlkampf 1986 kein Politiker mehr das Wort „Kampagne“ ungestraft in den Mund nehmen sollte. Bei Waldheim war es ja noch die „Campaign!“ >>Kampein!<< wie er gepoltert und gejault hat, die die „Ostküste“ und die Linken gegen ihn führen würden. Blöd nur, dass Waldheim vergessen hatte, was er im 2. Weltkrieg als SA Offizier so genau tat, sonst hätte es gar keine Kampagne geben können. Aber Kampagnen sind nicht alle gleich, und konnte man sie bei Waldheim noch ansatzweise in den Mund nehmen, fehlen einem bei Strasser tatsächlich die Worte. Wo ist die denn, die Kampagne, wo ist sie hin ... aber ich spüre schon wieder ein leichtes Flirren, das Laufband erfüllt seinen Zweck und der Flow kommt über mich. Was sind schon Drogen, wenn man durchs Laufen so einen herrlichen Flow der Gleichgültigkeit bekommt und dann ohne schlechtes Gewissen wieder ins Leben zurück kann.


Wa.

Monday, March 21, 2011

Mamma Mia! Italien ist 150.

Das Jubiläumsjahr 2011 droht zu entgleisen, die Autoren feiern es trotzdem.


In turbulenten Zeiten zahlt sich ein Blick in Italiens Vergangenheit aus. Ein letzter der ganz großen kulturellen Universalgenies war Pier Paolo Pasolini. Film, Lyrik, Romane sowie philosophische und journalistische Betrachtungen - der charismatische Norditaliener war vermutlich der einflussreichste Künstler der 1960er-Jahre in Italien. Nun werden unveröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen nachgereicht.

Rom, Stadt der Arbeiter.

Im Grunde ist es eine kleine Sensation, dass heuer noch nie ins Deutsche übersetzte Tagebuchaufzeichnungen Pasolinis Rom-Zeit aufgetaucht sind. Sie führen den Leser in die Vierteln wie Trastevere, ins Trullo-Viertel oder zu den Arbeitersiedlungen am Stadtrand von Rom, fernab vom heutigen Blick. „Rom, andere Stadt“ nennt sich die Textsammlung, die mehr ist als ein Stadtrundgang. Mit dem Gedanken Pasolinis kann man mitgehen und mitdenken, wenn er jungen Arbeitern seine Gedichte erklärt, sich über den Klassenkampf Gedanken macht und dann wieder äußerst sensibel über verregnete Plätze berichtet, oder ein Gedicht entwirft, das in seiner Pracht sehr ruhig und eben nicht kitschig ist. Kongenial im Band die Bilder von Herbert List, der „das andere Rom“ in den 1960er-Jahren festhielt. Die Stadt am Brodeln, als noch keine gierigen Spekulanten und korrupte Stadtpolitiker ihr Unwesen trieben.

Bella Italia – eine Gruselgeschichte.

Trotzdem darf kein verklärter Blick in die Vergangenheit stattfinden. Italien ist auch in der Gegenwart sehr spannend und vor allem laut. Diese grelle Gegenwart fängt Birgit Schönau sehr gut ein. Schönau ist Wahlitalienerin, in Rom fest verankert, schreibt fürs deutschsprachige Feuilleton und ist auch als spritzige Reisebuchautorin bekannt. In „Circus Italia“, das sehr richtig mit „Aus dem Inneren der Unterhaltungsdemokratie“ untertitelt, kommt sie der Sache schon sehr nahe, was Italien ist.

Italien ist eine einzige Großbaustelle, zwischen Lobbyisten und Asylanten, alten und neuen Gaunern, eine Demokratie eben, die schon sehr nahe am Abgrund ein sehr wildes Tänzchen wagt – aber halt noch immer am Leben. Fast einmalig beschreibt Schönau eine Metrofahrt in Neapel, der traurigen Königin Italiens, oder eine heitere Fahrt durch Florenz und seinem „Calcio“. Da sind viele Eigentore, die sich die Apenninhalbinsel schießt, aber die Autorin behält die Übersicht und schafft es, dass dieses „Fertigwerden mit dem ganzen Wirbel“ nicht zu einem Klischee verkommt, sondern als Überlebensstrategie eines Volks dargestellt wird.

Wa.

Wednesday, March 16, 2011

„Aus der Muckibude oder am Tag der Premiere.“


Die Sardinendose hat rein gar nix mit der Familie Penner zu tun, aber sie schaut super aus.

Langsam entwickele ich ein Gefühl fürs Wetter. Gestern ging ich extra noch nach sechs Uhr eine Runde laufen, weil es überraschend warm war, aber schon leicht windig und ein Himmel der langsam mit Wolken durchwachsen wurde. Was sagt uns das? Richtig, dass es am nächsten Tag in Graz regen wird und so ist es! Es regnet. Jetzt kann man natürlich sagen, was macht dem Wanko der Regen, hat seine Muckibude kein Dach über dem Kopf. Und ich drauf: Ja eh, aber ich hab heute keine Zeit dazu, weil ich bei meiner eigenen Premiere bin. „Familie Penner Teil VI“. Und so fällt das Training heute Abend aus. Ansonsten fängt der Tag schon lustig an: In der Früh mal ne Runde Brecht/Weil gehört und dazu lautstark mitgesungen – Starlight und MagManu möchten’s mir verzeihen, Premiere hat man eben nicht jeden Tag und eine Uraufführung schon gar nicht. Und ja: Premiere ist nicht nur ein Fernsehsender, sondern der Tag an dem ein Theaterstück das erste Mal aufgeführt wird.

Wa.

Tuesday, March 15, 2011

Der Familie Penners „Finale“


Die Famile Penner, das 8er-Pack aus dem Grazer Bezirk St. Peter! Doch einer fehlt und da meine ich nicht die gute Technik. Wer das erratet, bekommt ein Premierenbier oder Gspritzen. Foto: Krenn/TiK

Es wird spannend! Und das zum letzten Mal! Die Familie Penner, die „Liebe Familie mit zu viel Bier aus dem 8. Grazer Gemeindebezirk“ is back in Town, but: Nur noch dieses Jahr. Nach der sechsten Folge ist Schluss. So soll’s sein. Es waren vier aufregende Jahre. Ich war heute Generalprobe, da ging’s heiß her, ein ewiges hin und ein ewiges her eben und im sechsten Teil zieht ja die Familie um, in die Villa der Erbtante. Sie hat also ihr Ziel erreicht, aber am Ziel angekommen, schaut’s dort so aus, wie man will? Ist das Ziel der Träume so, dass es dann nicht doch zum Alptraum der Wirklichkeit wird? Und trotzdem: Ein Trash zum Lachen, und für manchen auch noch dazu gratis. Die „Stillen Freunde“ machen hierbei auf Facebook ein Gewinnspiel: Stille Freunde

Mitspielen, Wa!

Friday, March 11, 2011

"Aus der Muckibude oder im Angesicht des Bösen!"


Hab ich mich gefürchtet!



Schreiben tut man am besten dann, wenn der Kopf leer ist, also schon mit Hirn drin, aber nicht mit zu vielen Problemen. Am besten geht’s ohne Probleme. Wie in der Muckibude. Am Anfang schuftet man sich ab, Bergfahren, Rückentraining, weiß Gott was alles und dann kommt zur Entspannung eine Runde laufen. Das Geilste daran ist der Punkt, in dem man in die Welt der Gleichgültigkeit rübertriftet. Von außen betrachtet, schaut man hier wie ein willenloser Zombie aus, und das ist gar nicht so schwer, da man in „meiner“ Muckibude hinter der Panoramaschabe läuft. Aber von innen, Mann, von innen, Frau, das musst du dir einmal geben. Plötzlich verduftet sogar das Sparpaket der Steiermärkischen Landesregierung, auch die Frage, warum nahezu das gleiche Team vor vier Jahren die ganze Kohle gegeben hat, die sie jetzt wieder nimmt ... sogar der Feinstaub in der Lunge wird einem gleichgültig und verbunden damit auch die nicht vorhandenen Maßnahmen vom Landesrat Kurzmann ... das alles wird in einem Bad der vertrottelten Glückseligkeit erstickt und verdrängt, bis dann doch etwas passiert, was einem von einem Moment auf den anderen runterholt: Auf der Panoramascheibe vor mir landete etwas, klar und deutlich, und ich hab’s gesehen und weiß genau: Das Böse sieht so aus! Es sah mir in die Augen und ich trotze seinem Blick! Der erste Moskito des Jahres 2011. Und der flüsterte mir eines: Sie geben uns heuer bis in den Oktober hinein keine Ruhe und saugen uns aus! Für was braucht man dann eigentlich noch eine Landesregierung?

Wa.

Tuesday, March 08, 2011

Drei Fragen an Veit Heinichen.

Erkenntnis des Nachmittags:Nicht jeder Espresso schmeckt nach Espresso. Foto: (c) Wanko

Heute hat Veit Heinichen, Deutscher, in Triest lebend und lebhaft, seine Lesung im Grazer Literaturhaus. Wanko trifft ihm im Café vom Hotel Weitzer. Sein neuer Kriminalroman, „Keine Frage des Geschmacks“ geht es um Kaffee. Nicht gut zum Schlafen gehen, wenn man hier schluckweise mithalten will. Marke des Krimis: „Noir Mediterraneo“. Frei übersetzt: Spielt im Süden und geht nicht gut aus.

Wanko: Wie schmeckt der Espresso?
Heinichen: Gar nicht. Hab schon 10 Schlucke gehabt. Doppelt zu viel Wasser. Das Aroma kenne ich auch nicht.

Wanko: Stichwort Berlusconi?
Heinichen: Perfekte Inszenierung um vor den wahren Problemen abzulenken.

Wanko: Wie lange muss Laurenti noch ermitteln?
Heinichen: Ich weiß es nicht. Ich wollte ihn schon mal töten, ich hab’s nicht geschafft.


Ein Wa! fürs Gespräch!

Saturday, March 05, 2011

Sonne über Donawitz.


Volle in der Pampa, und auch in der Industrie. So schaut es auch in Kanada aus. Sarah Palin kam nicht vorbei.


Mann, oft fragen einen die Bekannten wie man das so macht, fast jeden nen Blog-Eintrag zu machen und überhaupt, hat ja schlussendlich doch alles mit Arbeit zu tun. Darauf sag ich, na ja, probier’s mal damit: Stell dir eine Hülse (bzw. Tee ...) zum Schreibtisch und erzähl deinem Computer was du heute gemacht hast, und schon hat er’s geschrieben. Nö, so ist’s natürlich nicht, hä, hä. Bin ja ein Tagebuch-Habakuk, aber sei es drum: Ist halt was im Kopf, was geschrieben werden will, wie zum Beispiel heute das Spiel der Spiele: DSV vs. GAK. PPPPPPFFFFFFFFFFF! Ein trauriges 1:1, und bitte aus dem Gedächtnis damit! Gott, schenke uns bitte einen Spielmacher und DSV drei Fans mehr! Ich hab’s eh schon auf FB geschrieben, zum Glück hat das angekündigte GAK-TV nicht funktioniert, weil der Kick zum Abgewöhnen war. Einziges Highlight war das Stadion, irgendwie 70er-Style und volle im obersteirischem Industrieraum. So charismatisch wie Kanada, muss man einmal gewesen sein. Hier, der geile Sandberg, was uns zur unregelmäßigen Reihe "Berge und Stadien" bringt. Wo Berge dort auch Stadien Und auch: Den ganzen Tag war Sonne, fast schon komisch.

Es grüßt der Wa, vollkommen angefressen, aber: Bianco e Rosso!

Friday, March 04, 2011

Aus der Muckibude!


Martn G. Wanko in der Muckibude. Immer gut gelaunt. Meistens. Na ja, selten schlecht halt. Foto (c) Michael Papsch


"Aus der Muckibude!" So heißt die neue Wanko-Kolumne, und erscheint auf Wankos Blog. Logisch, oder? „Aus der Muckibude!“, der Satz kam mir irgendwie gestern, nein nicht beim Aufbau der Muskeln, sondern danach, im Erschöpfungszustand, als der Kopf nur so voll war, von Glückshormonen. Früher, in der österreichischen Urzeit, hätte man eine Kaffeehaus- eine Stammtisch- oder eine TV-Kolumne (gääähn) gemacht. Und heute, aus der Muckibude, why not? Das klingt irgendwie nach Schweiß und Endorphin, Butterfly Resiver, Hanteltraining, nach Menschen die sich quälen und nach ungesunden Eiweißprodukten. Das stimmt alles! Aber es hat auch mit Menschen zu tun, die ein bisserl auf sich schauen und nicht gleich das ganze Leben nur scheiße sehen. Und das Destillat daraus, nicht aus der Scheiße ;), sondern aus dem was ich dabei so höre, denke und sehe, das liest man dann in Wankos Blog. „Aus der Muckibude!“ Und eine Kolumne ist eine Kolumne, sie erscheint regelmäßig, zumindest einmal in der Woche, immer absolut ohne Zensur. Mal ist sie länger, mal ist sie kürzer und manchmal reicht schon ein Satz: Man stelle sich vor, das Wetter in Österreich bleibt ab nun für immer so KALT!


Wa.

Tuesday, March 01, 2011

Das Leben auf dünnem Eis.


Die Autoren Landerl und Kieybye: Das Leben findet in Bruchstücken statt.

Der Plot ist nicht immer das Wichtigste, sofern sich der Autor nicht anschickt einen Bestseller zu schreiben. Es geht eher um das Ausdrücken von Gefühlen, also wie man Unsagbares ausdrücken soll. Manchmal schlendern diese Gedanken einige hundert Seiten dahin, selbstzufrieden, im Bewusstsein gut und interessant formuliert zu sein, aber doch nicht ganz gestillt. Der Hunger auf eine gewisse Erkenntnis scheint sie voranzutreiben. Sowie beim österreichischen Autor Peter Landerl gelesen. „Stromabwärts“ heißt sein kurzweiliger Erzählband, der sich mit dem Leben von Menschen auseinandersetzt, denen es durch die Finger zu rinnen droht.

Tiefgang mit Überraschungseffekt.

Im Sand versiegen, nicht mehr da sein, nichts mehr fertigdenken – und dann doch halt wieder die Gewissheit, dass es weitergehen muss, legt man nicht selber Hand an sich an. Ein Wellenbad der Gefühle also, in dem der Autor die Zerbrechlichkeit des Moments ganz oben hält. Peter Landerl erzählt im hohen Maße einzigartig und sorgt in „Stromabwärts“ auch für Überraschungen: Ein überraschender Haken und es zieht seine Geschöpfe ins Leben zurück. Ein gutes Stück österreichische Literatur auf alle Fälle, Landerl könnte sich demnächst wieder an die Langform heranwagen.

Im Schwarzweißbild der Moore.

Mann, was wurde über die Sümpfe und das Moor schon geschrieben?! Allein die englischen Krimischreiber ließen seit Sir Arthur Connan Doyle wohl kein noch so schauriges Stück Moor aus, um nicht doch noch wo eine Gruselgeschichte aus dem Nebel steigen zu lassen. Von den irischen Meistern des Fachs und den Nordlichtern will ich schon gar nicht mehr reden. Alles schien trockengelegt und im Grunde hätte man keine Geschichte mehr vermisst, schon gar nicht mit schaurigem Hintergrund, bis Stefan Kiesbye kam. Kiesbye stellt etwas Sonderbares an. Er beschreibt Hemmersmoor, ein kleines Nest in den unzugänglichen Sümpfen nahe der Nordsee gelegen, abgeschnitten von allem Größeren, Hamburg und Bremen glitzern hier wie ferne Sterne.

Moor im düsterer Schwarzweiß-Ästhetik

In diesem Nest lässt er es spuken, aber in echt. Er berichtet über reales Grauen, über im Moor zurückgelassene Kinder, verwirrte Erwachsene, obskure Schlossherren. Das Beängstigende und auch Faszinierende an den Geschichten liegt in ihrer Machart. Der ganze Wahnsinn der in diesem Dorf passiert, wird ohne Moralkeule verabreicht. Ein Leben zwischen Bedürfnissen und Irrläufen. In einer erfrischenden Trockenheit, als ob er der Berichterstatter der schicksalhaften Stunden wäre, in denen so Vieles passiert, schreibt der deutsche Autor die Geschichten rückblickend nieder. Schwarzweiß flackern die Lichter, in denen es im kleinen Ort Hemmersmoor noch keine Fernseher gab, aber so vieles passierte – was nicht passieren hätte dürfen.

Wa.