Monday, December 26, 2011

Seit dem 6. Lebensjahr im Automobil-Club.

Der Brief und die dazugehörende Mitgliedskarte.

Betreff: Ihre Automobilclub-Mitgliedskarte für unsere Tochter Clarissa Berner. Mitgliedsnummer 34 007 427 AUTO.

Sehr geehrter Sachbearbeiter;

Sehr aufmerksam, dass Sie unserer Tochter Clarissa Berner eine Clubkarte zukommen haben lassen. Immerhin, mit 17 Jahren kann man das brauchen, da haben Sie Recht! Nur blöd, dass Clarissa noch keinen Führerschein geschweige denn ein Auto hat.

Seit dem 6. Lebensjahr Mitglied.

Betrachte ich die Clubkarte genauer, steht oben, dass Clarissa schon seit 2001 Mitglied bei Euch ist, also seit dem sechsten Lebensjahr bereits im Club dabei ist. Da hat man dann gute Chancen auf die „Golden Card“ oder als alter Chiller bekommt man mal ein Foto mit ihrem Marketingleiter in die Mitgliederzeitung: „Frau Clarissa B. 106 Jahre alt, seit 100 Jahren im Club!“ Ist doch so, oder? Aber das brauchen wir nicht zwingend, wir sind schon Mitglied bei einem Grazer Fußballverein, nein, nicht Sturw Graz, sondern wir sind bei dem Club dabei, der 1902 gegründet wurde und den Ausgleich nicht nur am grünen Rasen beherrscht, wie kaum ein anderer (österreichische) Verein. Ich glaube also, dass prinzipiell eine Mitgliedschaft reichen muss.

24 Stunden Rechtshilfe, auch für Hools?

Langsam dämmert es mir, warum unsere Tochter zu Eurem Mitglied wurde: Irgendwie hat’s dadurch eine kostenlose Schulweg- oder Radfahrversicherung gegeben, gelle? Jetzt weiß ich nicht so genau, was ich machen soll, weil bis zum 19. Geburtstag ist die Mitgliedschaft ja kostenlos. Ich kann das Ding also ruhig schleifen lassen, und vielleicht sollte ich das auch. Sie bieten uns ja auch „24 Stunden Rechtshilfe“. Wir stehen ja gelegentlich am Fußballplatz in der Kurve oder gleich daneben, und auch bei Rockkonzerten kann’s eng werden. Kann man da mal den Haken ausfahren lassen, dass man etwas mehr Platz hat? Also, für den Fall der Fälle kann ja eine 24-Stunden Rechtshilfe nicht falsch sein – oder gilt die nur, wenn etwas im Zusammenhang mit unserem Auto „passiert“? Also, wenn man so einen gegnerischen Fan leicht touchiert, bin ich dann bei Ihnen richtig?

Herr Clarissa.

Aber so ganz gefällt mir das nicht, denn plötzlich vergesse ich unsere Tochter bei Euch abzumelden, und dann haben wir den Salat! Wie sehen denn Sie das, sehr geehrter Sachbearbeiter? Ich glaube ich sollte Clarissa abmelden, weil irgendwie seid Ihr in Wien Rüpeln, denn der Brief ist auf „Herrn Clarissa Berner“ adressiert, aber wie ein Herr schaut unsere Tochter wirklich nicht aus. Sie heißt ja jetzt auch nicht Clarissus oder so, sondern Clarissaaa! Also, ich bin für die Abmeldung, außer Sie schieben mir mal ein paar Super-Argumente rüber, warum unsere Tochter Mitglied bleiben soll?

Mit freundlichen Grüßen,

Martin G. Wanko, Graz 2.

Saturday, December 17, 2011

Die Weihnachtsdiebe!

Kranz! (Foto: MGW.)

Für alle, die gerne Weihnachtsgeschichten lesen, oder Kinder haben und mal Lust auf etwas Anderes verspüren. Warum dann nicht an diesem Sonntag, oder am Heiligen Abend eine Geschichte vom Wanko lesen.?Es sei mir eine Ehre, wenn dies einträten würde.
Dieser nicht so kurze Text handelt vom achtjährigen Daniel, der einen außergewöhnlichen Brief an das Christkind und dem Weihnachtsmann schickt.
Von Martin G. Wanko

Lieber Weihnachtsmann und liebes Christkind!

Weihnachten war bei uns immer sehr normal, außer im letzten Jahr, da war es echt spannend. Normal sind bei uns keine Besucher, das ist dann immer fad, weil da der Papa immer das gleiche erzählt, und die Mama auch, und dann passt das dann doch nicht und dann diskutieren sie wieder. Ich glaube, normal sagt man dazu streiten, aber die sagen immer diskutieren dazu. Mich wundert es eigentlich, dass sie später immer diskutieren, nachdem sie sich vorher immer etwas schenken und sich eigentlich lieb haben. Bei mir ist das ja klar, zu mir kommt der Weihnachtsmann, oder das Christkind, wer halt Zeit hat, hat die Oma gesagt, weil heutzutage viel mehr los ist als früher, wo nur das Christkind alleine gekommen ist, hat die Oma gesagt, weil die Russen und die Chinesen jetzt auch Weihnachten feiern dürfen, hat die Oma gesagt. Früher war das alles anders, da war der Eiserne Vorhang, oder so, da haben nicht alle Geschenke haben dürfen. Aber die Oma kommt ja nicht zu Weihnachten, sondern immer erst einen Tag später, sonst wäre es zu Weihnachten eh immer lustig, weil vor der Oma trauen sich meine Eltern nicht so richtig streiten, ich meine diskutieren. Aber letztes Jahr war die Oma schon am 24. da und das war super!

Und alles war plötzlich fort!

Also, das war so: Der Papa war schon weg, weil er Frühdienst gehabt hat, da ist es noch Nacht, und die Mama ist im Bett gelegen und ich auch. Ich hab noch geschlafen, und die Mama auch. Dann ist die Mama aufgestanden und hat einen Schreianfall bekommen. Bei uns ist eingebrochen worden! Und dann waren wir nicht mehr lange alleine, weil die Polizei war auch da und vorher waren wir auch nicht alleine, weil da waren die Einbrecher da. Sonst wäre ja auch nicht die Polizei gekommen. Aber das war spannend! Die Polizisten waren zu zweit da und dann plötzlich zu viert! Da waren Blaulicht und Sirenen und die ganze Siedlung hat zu uns geschaut, endlich war da was los, endlich waren wir im Mittelpunkt! Und dann haben mich die Polizisten gefragt, was ich getan habe und ich habe ihnen leider nur sagen können, dass ich geschlafen habe. Ich habe mich dann sehr geärgert, dass ich geschlafen habe, sonst hätte ich ihnen sicher weiterhelfen können. So ein Pech! Ich werde irgendwann einmal auch Polizist, weil das ist super! Da kann man immer in fremde Wohnungen rein und muss dabei seine Schuhe nicht ausziehen! Und dann ist eben die Oma auch gekommen und der habe ich alles gleich erzählen müssen. Bei uns ist eingebrochen worden, die Räuber waren da! Die haben alle Geschenke mitgenommen und den Christbaum, der bei uns im Wohnzimmer gestanden ist. Dazu noch die zwei Computer und den großen Flachbildfernseher. Und die Oma war ganz aufgelöst. Das hat die Mama dann dem Papa am Telefon gesagt, ich weiß nicht so ganz, ob das stimmt, weil die Oma war nie aufgelöst, ich habe sie ja noch gesehen, und jetzt ist sie auch nicht durchsichtig. Egal. Die Oma war sehr verwundert, dass die Einbrecher den Christbaum mitgenommen haben und war sehr traurig, dass sie die Weihnachtsgeschenke auch mitgenommen haben.

Den ganzen Tag Kekse essen!

Ich habe dann die Oma getröstet. Macht nichts, habe ich der Oma gesagt, der Weihnachtsmann oder das Christkind halt bringen eh neue Geschenke. Denen macht das ja nichts aus, die haben eh genug. Und dann hat mich die Oma ganz an sich gedrückt. Ich weiß nicht, das haben Erwachsene manchmal. Die drücken einen an sich, ganz fest und man weiß nicht warum. Komisch, die Erwachsenen.
Also, die Mama hat dann den Papa angerufen und hat geweint, die Oma hat einen Kaffee gemacht und wie die Polizei weggegangen ist, ist dann die Nachbarin auch gekommen und zu mir der Maxi und der Joshua, meine Freunde aus dem Haus. Die dürfen sonst am Heiligen nie zu mir, weil an diesem Tag eben so viel los ist. Das sagen die Eltern von denen auch. Und meinen Freunden habe ich dann auch noch die Karte vom Polizisten gezeigt, die er mir gegeben hat, bevor er gegangen ist. Da stehen sogar sein ganzer Namen oben und seine Telefonnummer drauf! Dort kann ich dann anrufen, wenn was komisch ist, hat der Polizist gemeint. Leider war bis heute nichts mehr komisch, ich hätte gerne angerufen. Aber egal, die Erwachsenen waren in der Küche und ich hab mit Maxi und Joshua im Wohnzimmer spielen können. Weil dort wo vorher noch der Weihnachtbaum war, war ja dann nichts mehr. Da war ja viel Platz. Und dann ist dem Joshua seine Mama auch noch gekommen, und dann haben wir sogar schon am Vormitttag Kekse essen dürfen, das haben wir sonst immer erst nach dem Abendessen und dem Geschenkeauspacken dürfen. Dem Joshua sein Papa ist dann auch noch gekommen. Der hat ein neues Schloss eingebaut, weil vom anderen die Schlüssel gefehlt haben. Die haben ja die Einbrecher mitgenommen. Der Joshua war richtig stolz auf seinen Vater, das hat man ihm angesehen, einen ganz roten Kopf hat er bekommen und mit den Fingernägel geschabt, so aufgeregt war er, wie sein Papa mit flinken Händen das Schloss ausgewechselt hat. Und das neue Schloss war toll, weil da hat der neue Schlüssel viel mehr Zacken gehabt, als der alte und es sperrt auch heute noch gut.

Die seltsame Suppe des Herrn Unsolu

Lustig war auch wie der Herr Mohamed Unsolu vorbeigeschaut hat. Der ist schwarz und kommt aus Afrika. Der ist im Stiegenhaus vorbeigegangen und hat ganz vorsichtig gefragt, ob etwas passiert ist, weil er ja unten die Polizei gesehen hat und bei uns der Schlosser war. Mohamed Unsolu ist dann ganz schnell hinauf in seine Wohnung und kurz darauf hat es geläutet und Herr Unsolu ist mit einem dampfenden Topf in der Hand dagestanden. Er hat gemeint, meine Mama hat sicher keine Zeit zu kochen und er hat etwas fertig gehabt. Dann haben wir alle dem Herrn Unsolu sein Essen gegessen, das war auch sehr lustig, weil niemand ganz genau gewusst hat, was das ist. Außer die Oma, die hat das nicht gegessen, sie hat gemeint, sie hat schon gegessen und keinen Hunger mehr, aber ich glaube, die hat ja nur Angst vor dem Essen gehabt, die hat vor allem Angst, was sie nicht kennen. Sie kennt eh schon viel, sagt sie dann immer zur Mama, schon viel zu viel hat sie kennen lernen müssen, rein alleine meinen Papa. Da fangen dann meistens die Mama mit der Oma zum Diskutieren an, aber an dem Tag wo die Einbrecher da waren, hat halt niemand zum Diskutieren angefangen. Und das war super!
Ich verstehe die Einbrecher.

Und plötzlich ist dann der Papa vor der Türe gestanden, mit einem neuen Christbaum! Der Papa war noch ganz benommen, also aufgelöst wie die Mama sagt, er sagt, er weiß nicht warum aber er hat in der Nacht vergessen die Türe zuzusperren. Aber ich glaube, der Papa war so benommen, weil er den Weihnachtsmann oder das Christkind getroffen hat und der hat ihm ja den neuen Christbaum geschenkt! Also, ich wäre auch benommen und sicher auch aufgelöst, wenn plötzlich der Weihnachtsmann vor mir steht! Dann haben wir alle zusammen den Weihnachtsbaum neu geschmückt, weil die Oma hat gemeint, das Christkind und der Weihnachtsmann können das nicht zwei Mal machen, die müssen ja nach China, Russland auch noch, sogar nach Weißrussland, hat die Oma gesagt. Der hat dann ganz lustig ausgeschaut, der Christbaum, weil der war dann auch bunt, weil die Mama nur noch ausgemusterte Kugeln von den letzten Jahren gehabt hat. Der Herr Unsolu hat uns dann noch einen Stern für die Baumspitze vorbeigebracht und der Joshua Sprühkerzen. Aber den ganzen Tag haben wir nur über die Einbrecher geredet! Toll! Die Erwachsenen haben die Einbrecher nicht verstanden, ich irgendwie schon. Die haben beide Computer mitgenommen, wahrscheinlich deshalb, dass Papa und Mama nicht auch noch zu Hause arbeiten und keine Zeit für mich haben und den großen Flachbildfernseher haben sie auch mitgenommen, wahrscheinlich deshalb, weil Papa und Mama immer diskutieren, was sie im Fernsehen anschauen sollen. Also die Einbrecher kommen dorthin, wo die Eltern zu viel diskutieren und arbeiten. Die Einbrecher habe ich auch gerne, fast so gerne wie den Polizisten, der in fremden Wohnungen seine Schuhe anlassen darf. Das habe ich aber niemandem gesagt, das versteht niemand, das schreibe ich nur Dir, liebes Christkind oder Weihnachtsmann.

Die Ritterburg!
Ach ja, noch einmal vielen Dank für die Geschenke, die ihr mir in letzter Minute vorbeigebracht habt! Die Oma hat mich ja schon getröstet und gemeint, ich soll nicht traurig sein, wenn am Heiligen Abend nichts mehr kommt, ihr habt halt viel zu tun und ihr würdet mir sonst dafür einige Tage später was bringen. Wir waren dann alle überrascht, als am Abend doch noch die Glocke läutete und ich gewusst habe, dass es nun Geschenke gibt! Das war super! Die Ritterburg, die ich mir so gewünscht habe! Das Lustige daran ist, der Max hat sich genau die gleiche Burg gewünscht, wir wollten die Ritterburg nämlich beide haben, dass wir auch miteinander spielen können und der Max hat sie eben nicht bekommen, dafür ich. Und danke auch für das Xbox Game, das du mir letztes Jahr geschenkt hast, die Fußball-Champions League, du kannst dich sicher erinnern! Der Joshua hat sich das Spiel auch so sehr gewünscht, aber nicht bekommen, erst später halt. Aber ich verstehe schon, die zwei waren halt nicht so brav wie ich!
Alles noch einmal so!

Aber der Joshua und der Max haben sich beide zusammengenommen, jetzt vor Weihnachten waren sie wirklich brav. Wenn du dieses Mal dem Max und mir das Piratenschiff schenkst, und dem Joshua die neue Champions-League für die Xbox und mir auch, dann ist das wirklich super! Das wäre wirklich gut. Ach ja, die Oma soll auch wieder kommen, am Weihnachtsabend, weil dann diskutieren Mama und Papa nicht so viel und den Flachbildfernseher lassen wir dann auch wieder ausgeschalten, wenn die Oma kommt, weil die mag kein Fernsehen mehr. Und der Herr Unsolu soll wieder seinen lustigen Eintopf bringen, wo wir nicht wissen, was da alles drinnen ist, aber schmecken tut er halt trotzdem, außerdem ist dann Herr Unsolu auch nicht mehr alleine. Max und Joshua müssen auch wieder vorbeikommen! Und den ganzen Tag Kekse essen! Also, ich wünsche mir, dass dann dieses Jahr alles so ist wie letztes Jahr. Ich wünsche mir von Euch, dass wieder die Einbrecher kommen! Ich werde auch die Türe in der Nacht aufsperren, wenn der Papa zur Arbeit gegangen ist und dann passe ich ganz gut auf, weil wenn ich die Einbrecher erkenne, kann ich auch dem Polizisten der die Schuhe nicht ausziehen muss, weiterhelfen. Dann bin ich in der Siedlung sicher der große Held!

Im nächsten Leben werde ich ...
Lieber Weihnachtsmann und Christkind, ich schreibe Euch das alles deshalb, damit Ihr gleich alle Geschenke für mich doppelt besorgt, weil die Einbrecher werden ja einmal wieder alles mitnehmen. Vielleicht könnt ihr aber den Einbrechern sagen, dass sie den Flachbildfernseher vom Papa nicht mitnehmen sollen, weil noch einmal kauft er sicher keinen, hat er das letzten Mal zur Mama gesagt, wie sie wieder über das Programm diskutiert haben und sich der Papa wieder einmal nicht durchsetzen hat können. Aber den Flachbildfernseher brauchen wir halt auch. Oder vielleicht könnt Ihr, lieber Weihnachtsmann und Christkind auch gleich einen großen Flachbildfernseher für meine Mama und Papa mitbringen, dann regen die sich nicht so auf, wenn die Einbrecher da waren. Ihr wollt sicher wissen, warum ich so gut schreiben kann, oder? Da hat mir die Oma geholfen. Die hat mich dann manchmal, wie ich ihr alles angesagt habe was sie schreiben soll, wieder so komisch an sich gedrückt und gelacht, aber ich weiß nicht warum.  Ah ja, das lustige Essen vom Herrn Unsolu isst sie dieses Mal mit, hat sie mir versprochen. Also, ich hoffe, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen und dass Ihr nicht so viel Arbeit habt. Ihr müsst mir halt sagen, wenn ich wo helfen soll, und vielleicht werde ich einmal Polizist, wenn ich groß bin und zu Weihnachten ein Einbrecher,

alles Liebe, Daniel.



(Erstabdruck: Vorarlberger Nachrichten 10. Dez. 2011)

Sunday, December 11, 2011

Laufke adé

Die Türe zum Lokal, links mit der Martini Werbung ist vielen Grazer Szenemenschen ein Begriff.

Die letzten Gäste, die letzten Getränke.



Der wohl integrierteste Grazer Kaufmann mit Restaurantbetrieb schließt heute seine Pforten, wie "der Grazer" berichtete. Drehen wir das Zeitrad einmal zurück: Vor rund 25 Jahren war es angesagt, zur späten Stunde sich eine Flasche Wein oder stärkeres zu holen, wenn die Vorräte verbraucht waren, oder wenn man zur vorgerückten Stunde noch einen kleinen Spaziergang auf den Schloßberg vorhatte, oder beim Zocken eine Glückssträhne betrinken musste, oder wenn ganz einfach der jeweilige Fußballverein das Derby gewann. Gerne blieb man auch an der Bar hängen, glückliche Menschen, frustige Menschen, sie stießen mit einem Glaserl an und beobachteten aus dem Seitenwinkel, welch illusteres Publikum nächtens noch die Flügeltüren betätigt und herein flattert und für Amüsmo sorgt. Auch Stadt- und Landesräte oder Flanierer und Wunderfutzis wurden nicht erstaunt empfangen. Jedem sein Tröpferl eben, in der Nacht sind alle Menschen gleich.

Dazu kamen viele Studenten und Professoren, die auch am Sonntagmorgen noch für den Brunch einkauften, aber auch Senioren, die rund um die Elisabethstraße gerne im Laufke ihre täglichen Einkäufe besorgten. Und wie gesagt, bürgerlich essen konnte man sehr gut, der Blick aus den breiten Panoramafenstern im Winter oder der Gastgarten im Sommer sind mehr als Legende. Seit 31 Jahren führt nun Frau Adelheit Fürnrath-Moretti den Laufke, durch alle Höhen und Tiefen. Sicher, sie war auch streitbar und einige Gäste zogen es lieber vor in anderen Lokalen ihr Geld liegen zu lassen, aber der Laufke blieb halt immer der Laufke.

In letzter Zeit machte die Konkurrenz der Pächterin aber zu schaffen. Tankstellen mit frischen Semmerln am Sonntag und durchlaufende Öffnungszeiten für nächtliche Einkäufe, Schnitzellokale die ebenfalls Bier und Wein im Gassenverkauf anbieten und ein Kaufhaus am Grazer Hauptbahnhof, das jeden Tag bis 22 Uhr geöffnet hat. Klar, wenn man schon am Sonntag nix mit sich anzufangen weiß, der Bahnhof bietet mittlerweile eine kleine Shopping Mall für „Brauch ma nicht Produkte“, und das sorgt für Kunden. Zurück in die Elisabethstraße: Die Krawallbrüder zur nächtlichen Stunde, zertrümmerte Auslagen (und Autos), eine neue Lokalszene – das Leben als alteingesessener Wirt kann ansträngend sein. Dazu kam ihre Betätigung als Nationalratsabgeordnete in Wien, ein Weingut in der Südsteiermark, und, und, und. Frau Fürnrath hat auf alle Fälle nach 31 Jahren genug, alles andere hätte eine totale Fokussierung auf das Lokal bedeutet. Aber um sie muss man sich keine Sorgen machen, in der Südsteiermark warten neue gastronomische Aufgaben. Der Dichter Wa. bekam zum Abschied noch eine Flasche Sekt auf Haus mit und Sektgläser, soviel seine Hände tragen konnten. Die kommen aus der Grazer Sektkellerei Kleinoschek, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Bleibt zu hoffen, dass „der Laufke“ einen neuen Pächter findet, mit neuem Esprit und nicht zur aussagelosen Pizzeria oder Asia-Bude verkommt.

Prost!

Wa.

Tuesday, December 06, 2011

Roland Kollmann, eine Würdigung.

Hey, das ist einer von uns - auch nach dem Kick. Foto: MG Wanko

Für die morgigen Gazetten ist es eine Randspalte, gerade deshalb, hier mit Verlaub, ein paar Zeilen mehr.


Es war in der Fußballsteinzeit, 2003, da war es beim GAK wie bei allen Bundesliga-Vereinen üblich, die Nachwuchskicker und den Nachwuchs vereinsfreundlich gesinnter Personen vor dem Ankick zur Mannschaftsaufstellung aufs Feld zu schicken, damit die Aspiranten die Fußballwelt „der Großen“ schnuppern dürfen. Bei einem Spiel gegen Austria Wien stand da ein Mädl, sichtlich begeistert von der Atmosphäre, einen Moment zu lange vor dem damaligen GAK-Goalgetter Roland Kollmann. Als die anderen Kids vom Feld liefen, blieb sie eben einen Moment zu lange vor Kollmann wie angewurzelt stehen, dieser brachte sie mit einem „Und jetzt verschwind!“ oder so ähnlich wieder auf den Boden der Realität. Sie verschwand. Der Kickertraum war ausgeträumt, jetzt spielen die Großen. Kollmann. Roland Kollmann. Schaut man ein bisschen auf YouTube findet man Videos wo Herr Kollmann gerade nicht freundlich ist. Warum auch? Fußball ist keine Benimmschule, so gerne das die Akademielehrer gerne hätten, und wenn man die nötigen Tore schießt, muss das reichen. Meistens ist das auch so.

 Der Roligoal rollt.

Heute wurde Roland Kollmann vom GAK ausgemustert. Über 200 Tore hat er für den Verein geschossen und war sich auch nicht zu schade, nach einer Saison beim FC Kärnten und einem kleinem kulinarischen Ausflug während der Ösi-EM wieder das Trikot der „Rot-Weißen“ in der dritten Liga überzustreifen. Auch da schoss er Tore. Da waren nicht nur „unwichtige“ Tore dabei, wie das 8:1 gegen Bad Aussee, sondern auch elementare Tore, die dem Verein Punkte auf das Konto schupften, aber für das wurde er auch bezahlt. Gereicht für einen Wiederaufstieg hatte es leider trotzdem nie. Aber: In seiner wuchtigen Erscheinungsform trumpfte er auf, da glich er gerade in der letzten Zeit eher einem kolumbianischen Pflanzenhändler als ein Kicker, trotzdem setzte er nach wie vor Akzente in der Mannschaft. Kollmann wurde eingewechselt, zumeist in der zweiten Halbzeit, Minute 60, die Kurve quotierte das mit einem „Roooland Kollmann-Gesang“ und in der Mannschaft war Ruhe. Ruhe die gut tat. Da ist nun einer (mehr), der die Bälle schupfen kann, den Raum ausnützt.

Ein Bier, oder zwei.

Natürlich, der Fan neigt dazu, zu erhalten, was er wert sieht zu erhalten und sei es auch nur die Erinnerung. Und Kollmann war eben im GAK-Meisterjahr der Torschützenkönig, netzte auch im Länderspiel gegen England ein und ging nie in den Wiener Wasserkopf zu löhnen. Der Weg über die Pack nach Graz musste reichen. Nun, der Ball ist rund, die Vereinsführung geht nun neue Wege und eine Trennung im Winter ist nicht weniger sexy als eine Trennung im Sommer. Das ist auch so zu akzeptieren. Das Facebook-Katastrophen- und Viel-Glück-für-die-Zukunft-Szenario wäre wohl so und so nicht ausgeblieben. In den Herzen der Fans wird Kollmann bleiben, denn  nicht nur der Konkurrenz im eigenen Lande machte Herr Kollmann in seiner Höchstform Kopf- und Torzerbrechen, auch so wird er in unseren GAK-Herzen immer ein Rrrroooter sein. Man möge auf den Herrn Kollmann ein Bier trinken, oder auch zwei. Und ihm dabei alles Gute wünschen, hoffentlich laufen die Telefondrähte schon heiß, oder glüht nach diversen Mobiltelefonaten das „kollmannsche Ohrwaschl“ schon gewaltig. Vielleicht beantwort er die Telefonate mit einem "Na", "Zu weit weg" oder "Passt!" Den Telefondraht gibt’s halt nicht mehr, und auch keinen Herrn Kollmann beim GAK. So ist das im Leben. Dem Herrn Kollmann wünschen wir ein anständiges „Glück Auf!“ Und kommt Herr Kollmann auch mal auf ein Bier in "seiner Kurve" vorbei, ich bin mir sicher, sie wird ihn besingen! Und jetztz alle! "Rooooland Kollmann, Rooooland Kollmann, du bist einer von uns." Denn nach wie vor zählt, "Auf die Roten!"

Wa.

Ciao Roli!




Hier noch bei der GV vor einer Woche. Waren dort sonst noch Spieler? (Foto: DI H. Rienessel)


Roland Kollmanns Vertrag wurde nicht verlängert, er sit also kein GAK-Kicker mehr. Schade! Schieß in Zukunft nach Möglichkeit keine Goals gegen uns, aber irgendwie würde ich das auch verstehen. Schön wars, unvergesslich wird es bleiben. Komm mal zur Kurve vorbei.

Shit, ciao und Glück Auf!

wa.