Saturday, December 30, 2023

Tschako, adieu!


 Foto (c) Dietmar Wanko



Heute, offiziell, ist ein guter, alter Freund von mir abgetreten. „Tschako“, Raimund Jäger, im Alter von 62. Mein Bregenzer Hawie, der in den 80er- und 90er-Jahren, grundsätzlich in Vorarlberg in jedem angesagtem Lokal, aber auch in Wien, z.B. in der Bar Roter Engel, ziemlich POP war. POP, in der Zeit, wo es schwierig war, POP zu sein. Seine Songs sind zwischen Chansons und Pop im besten Sinne einzuordnen. Ich will jetzt die ganze Scheiße wie, „Er hat viel dazu beigetragen, dass“, nicht schreiben, er hat einfach geile Musik gemacht, ein Bregenzer, mit Hamburger und Wiener Färbung, in beiden Städten trat er erfolgreich auf. Das, was feststeht ist, dass Tschako nie Austro-Pop-lastig war, sondern auch mit seiner Schwester, mit der er auch Krach machte, mehr nach den B52`s klangen, als konforme österreichische Musik. Natürlich mit allen ups and downs, da brauch ma nix reden, aber wer von uns hat die nicht? 

Tschako, einer von uns!

Natürlich, Tschako mochte nicht alle, und Tschako mochten nicht alle. Dazu war er natürlich die Bregenzer Diva. Aber genau dieser Anstrich war und ist nötig, um Landeshauptstadt zu sein. Dazu war er für Vieles offen, er hatte Geschmack, ein erlesenes Gut auf diesem Planenten, und Meinung. Diese Meinung vertrat er seit rund 40 Jahren in vielen Kolumnen und Berichten. Da schlägt man auch einmal volle daneben, eh klar – aber dennoch stand er am Dresen Rede und Antwort. 

Da Raimund war für junge Musiker und Journalisten einer der Wasser zur Seite schieben kann, damit Neues stattfindet, einer der einmal einen Auftrag auf Risiko vergibt, der dann funktioniert oder auch nicht. Gerne traf ich ihn im alten Neptun, auf einen Plausch, dem Austausch künstlerischer Werke. Apropos Plausch: Ich hab seine Stimme noch im Ohr und werde sie auch immer imitieren können. (Zitat: „Das interessiert ja ka Sau, was der spielt!“) Dann saß man länger und länger und irgendwann kam nach Bier auch der Bourbon, oder Scotch, ist jetzt auch nicht so wichtig, ziemlich viele Flirts Filter oder später Camels Filter wurden vernichtet. So wird man auch nicht älter, aber da unser Tschako immer ein Rock’n’Roller mit New Wave-Attitüde war, wird ihm der Abgang vor der Rente gerade recht kommen. 

Danke, Raimund, heb ab!

P.S.: Eines seiner innigsten und stimmigsten Chansons, vertont zusammen mit dem „kleinen Prinzen“ war das Jaques Brel Cover „Le moribond“, auf Deutsch gesungen, „Beim Sterben“, mit dem Refrain:

 „Ich will, dass man lacht, dass man tanzt,

wenn man mich in die Grube schickt.“

 Dem sollten wir uns nicht verschließen. Hebt die Gläser!