Thursday, June 21, 2012

Graz: Tennis von unten.

Pastis-Wirt Klaus wie ihn nicht viele kennen. (Foto:Wa)

Das Pastis in der Leonhardstraße in Graz ist mein Stammlokal. Mit guter französischer und mediterraner Küche verwöhnen der Wirt Klaus Hofer und sein Team meinen Gaumen, und ja, verdurstet bin ich dort auch noch nie. Letztens ging der Kellner Jürgen mit strahlenden Augen auf mich zu: „Ich habe gestern mein erstes Tennismatch gewonnen!“ Ich gratuliere, dachte mir aber noch nichts dabei, doch im Laufe des Abends begann ich mich doch zu informieren: Früher war Klaus im Ausdauersport unterwegs. Er hat etliche Marathons hinter sich und schaffte zwei Mal den Iron Man in Klagenfurt: „Ich wollte einmal einen anderen Sport betreiben und habe vor zwei Jahren zum Tennisspielen begonnen.“ Trainiert wird er übrigens vom ehemaligen Tennisprofi Oliver Fuchs.

Um dem Ganzen einen gewissen Ernst zu verleihen, gründete er mit seinem Team und einigen Stammgästen den TC Pastis und bestreitet nun in der untersten steirischen Tennis Liga, der 4. Klasse (Herren 4. Klasse KL4 D), die steirische Mannschaftsmeisterschaft 2012. Hier stellt sich in sieben Begegnungen heraus, wer nun dem steirischen Tenniskeller entschlüpfen darf und wer unten bleibt. Um eine eigene Lizenz wollte man noch nicht ansuchen, sie kostet immerhin 700 Euro, also tritt der TC Pastis unter den Fahnen des noblen TC „Das Belvedere“ an. Eine gute Adresse übrigens, denn im Belvedere bereitete sich Thomas Muster auf sein letztes Comeback vor. Am Samstag wurde es dann ernst, es stand die Begegnung gegen den SV Don Bosco bevor, ein Spiel auf höchster Ebene sozusagen, denn die Jungs vom Pastis sowie die Don Boscos haben beide ihre ersten vier Begegnungen gewonnen und rittern um die Tabellenführung. An so einem Tennisnachmittag sieht man neun Begegnungen, davon sechs Einzel und drei Doppel, jedes Spiel auf zwei gewonnene Sätze. Schiedsrichter braucht es dazu keinen, man einigt sich gütig.

Der Platz bei den Don Boscos. Nicht unlustig.


Samstagnachmittag, die Sonne gleißt und auf dem Autoblech hätte man durchaus Spiegeleier braten können. Langsam nähere ich mich dem Jugendzentrum Don Bosco, am Ausläufer der Südbahnstraße im Westen von Graz. Es riecht nach Gegrilltem und einige nicht mehr ganz so junge Herren stehen mit Bier herum und rauchen. Ich frage nach den Tennisanlagen. „Da hinten!“ meint einer und weist mir den Weg. Im rückwärtigen Bereich des Jugendzentrums ist eine kleine Tennisanlage mit zwei Plätzen. Spielt man die Bälle zu hoch, rollen sie auf die vielbefahrene Alte Poststraße. Acht Stahlstühle sind am Rand der Plätze aufgestellt, aber außer einer alten Dame, die sich bald zurückzieht, will sich das keiner antun, es ist, wie gesagt, viel zu heiß.

Rechts im Eck hinter dem vorderen Platz sitzt ein kleines Grüppchen, ich erkenne bereits Jürgen und Klaus, hinter ihnen sitzen auf Holzbänken und Tischen die engsten Fans der Don Boscos, sie haben Jause dabei und trinken Cola, Bier oder Rotwein aus Plastikbechern. Auch Klaus hat sich bereits eine Zigarre angeraucht und hält ein kühles Blondes in seiner Rechten. Aber der Schein trügt. „Das schaut jetzt vielleicht ganz locker aus, aber sportlich werden die Begegnungen durchaus ernstgenommen, da kommt keiner angetschechert auf den Platz.“ Es herrschen auch wie im großen Tennis Benimmregeln: „Da gibt es kein Fluchen und kein Spucken.“ Gerade jetzt haben die Don Boscos wieder ein Spiel gewonnen. Vom Jausentisch der Don Boscos kommt ein lautes, aber doch nebensächliches „Bravo!“ und schon wird weitergetratscht. Ich frage Klaus nach dem Spielstand. „Heute schaut’s nicht gut aus“, meint Klaus, „bei uns fehlen zu viele Stammspieler.“ Klaus und Jürgen bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Doppel ist angesagt. Jürgen und Klaus rackern, obgleich sie schon wissen, dass heute der TC Pastis kein Leiberl mehr hat. Doch alles Bemühen wird nicht belohnt. Aber Klaus wird nicht aufgeben, er hat ein hehres Ziel: „Ich muss mein erstes Match erst gewinnen!“

Wa.

Pastis Graz.