Monday, January 26, 2015

Der Weibel.





Schade ist es schon, den Peter Weibel (= Medienkünstler, Performer, Professor, Aktionist der ersten Stunde und eben Sänger der Band Hotel Morphila Orchester) weder1982 live gesehen zu haben, noch sein legendäres Album „Schwarze Energie“ nicht im Plattenschrank stehen zu haben. Damals zählte man gerade mal 12 Lenze und hat wenigstens so keine Schuld nicht dort gewesen zu sein. War sehr geil, hat man mir zumindest noch Jahre später noch verkleckert.

Letztens stellten Peter Weibel und Band im Wiener Museum 21er-Haus ihre neue CD „Face to Face“ vor. Wieder einmal zeigt es Weibel allen, die meinen, man müsse singen können, um eine interessante CD mit musikalischer Begleitung herauszubringen. Dem ist nicht so. Weibel schafft das auch mit gesprochenem Wort, er ist eben kein Sänger, sondern Text-Performer. Das ergibt eine eigenartige Nähe zum Hörer, man merkt wirklich, wie sich der Weibel beim Sprechen anstrengt, irgendwie will er es ja doch richtig machen. Die Texte sind durchaus weltkritisch gehalten, es ist eben halt nicht alles lässig was so passiert, gelegentlich muss man schon rügen.

Im Idealfall wachsen Musik, Text, und Stimme gut zusammen, in „Es gehört dir nicht“ zum Beispiel, wo der Althippie aus dem Weibel hervorkommt, der halt sinngemäß meinet, wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt, untermalt von einem harten 1980er-Sound. Dazu eben die angestrengte Stimme, eh super. „Vereinsamt“ ist auch so eine Nummer, wo ich denke, dass da alles zusammenwächst, endlich wieder gut wird. Für die Singleauskopplung würde das schon reichen. Klar, es ist kein „Sex in der Stadt“ oben, ein zweites Mal erfindet man sich halt selten gleich gut.  

Hotel Morphila Orchester: „Face to Face”. (monkey./Schallter)

Wa.

Thursday, January 22, 2015

Thomas Trenkler: „Früher hat sich in Graz mehr getan.“



Der Fotograf in Aktion, im Hintergrund seine Bilder. (Foto: Wa.)
Wir schreiben das Jahr 1985: Anstatt Aperol gab’s noch g’staubte Achterln, anstatt Prosecco kredenzte man Sekt und sogar koffeinhaltige Köstlichkeiten wie der „Verlängerte“ oder der „Kleine Braune“ waren noch keine Seltenheit. Bier blieb übrigens immer Bier. 1985 war auch das Jahr, in dem der Kulturredakteur Thomas Trenkler begann, zur Kleinbildkamera zu greifen und abzudrücken. Ach ja, alles analog und das bis heute. So fotografierte er voll viele Künstler, Kunstfuzzis, Kunstmanager, Adabeis, Schöne uns Grausige, Grantler und Lustige, Einsame und Zweisame. Einige von denen tranken auch die vorhin genannten Getränke und sie alle sind im Literaturhaus Graz in der Ausstellung „Thomas Trenklers Tagebuch“, (Fotos von 1985-2015) auszugsweise zu sehen. Dazu jetzt einige Fragen an Herrn Trenkler.

Peter Weibel: "Das bin ja ich!" (Hat auch gemeint: "Früher waren die Frauen fescher, oder ich sehe schon schlechter. Vielleicht kommen sie auch nicht mehr zu mir!") Foto: (Wa.)


Thomas, bitte Grundsätzliches zur Ausstellung:
Ich habe immer meine kleine Olympus XA in der Tasche - und mache eben Fotos, wenn die Situation passt. Ich fotografiere, was ich erlebe. Und ich fotografiere die Menschen, die ich kenne: Freunde, Bekannte, Gesprächspartner. Aber es ist mein privates Fototagebuch - und kein berufliches. Zudem versuche ich, das Projekt nicht ausufern zu lassen: Pro Tag mache ich drei bis vier Fotos - und pro Ereignis zumeist nur ein Foto. Wenn ich an einem Tag nichts erlebe, mache ich auch klein Foto.

Wie viele Fotos (alle DIN A3) sind in der Ausstellung und was überkommt dich bei dieser Wucht?
Im Laufe der Jahrzehnte sind etwa 32.000 Kleinbildfotos mit der Olympus XA entstanden. Für die Ausstellung im Literaturhaus habe ich 580 Fotos ausgewählt, die einen Bezug zu Graz haben: kulturelle Ereignisse, Theaterpremieren, Vernissagen, Galerientage und so weiter. In der Ausstellung sind auch Fotos von Grazer Künstlern und Literaten, die in Wien leben.

 
Super, wer sich entdeckt. Wer nicht zu sehen ist, kein Problem, es gibt noch mehrere Wände ;) (Foto: Wa.)

Die "Galerien Partys" und die Ausstellungen waren früher in Graz „interessanter“, hast du mir gestern im Privaten gesagt. Habe ich dich richtig verstanden?
Nein, nicht unbedingt interessanter. Aber früher hat sich mehr getan. Und es gab mehr Ereignisse von überregionaler Bedeutung, darunter die hochkarätig besetzten Literatursymposien. Die Galerientage waren früher ein Pflichttermin. Doch etliche Galerien haben geschlossen - und dadurch ist auch das Angebot schmäler geworden. Nun will Petra Schilcher das Artelier schließen. Das wäre bitter für Graz.

Deine Bilder sind Zeitdokumente. Künstler wie Wolfgange Bauer oder Jörg Schlick sind nicht mehr unter uns. Welche Stimmung befällt dich dabei?
Sie sind zum Glück unvergessen. Das gilt auch für Peter Vujica, Werner Schwab, Hartmut Urban. Aber dieser Rückblick über 30 Jahre ist schon eine Achterbahn der Gefühle.

Deine Kamera gab zeitgleich mit der Kündigung in der Tageszeitung „Der Standard“ den Geist auf. Ist doch so, oder?
Von Zeit zu Zeit geht natürlich ein Exemplar kaputt. Eine fiel durch einen heftigen Windstoß ins Wasser, eine andere wurde in Madrid gestohlen. Und ja, am 2. Oktober, einen Tag nach Ende des "Standard"-Dienstverhältnisses gab die Olympus, die ich die letzten Jahre in Verwendung hatte, den Geist auf. Wie sich nach dem Entwickeln des Films herausstellte, waren die Fotos verschwommen und von Blitzen durchzogen. Sie versinnbildlichen, wie es mir emotional im September ging. Aber das Projekt geht weiter: Ich habe noch zwei, drei Olympus XA in Reserve.

Danke für das Gespräch,
Wa.

Alle Photos: Wa.

PS.: Kurze Kritik: Es ist ein kantiges, ungeschöntes Zeitdokument, sehenswert. Auch für diejenigen, die nicht am Bild sind. Die Ausstellung im Literaturhaus Graz ist täglich von 13 bis 18 Uhr bis zum 5. Februar zu sehen.  

Wednesday, January 14, 2015

Schräge Tiere und tratschende Menschen



In Lauren Beukes Roman „Zoo City“ geben Tiere den Ton an. Wer nun an nette Zoo-Geschichten in Schönbrunn denkt, der irrt gewaltig. Lauren Beukes ist eine südafrikanische Autorin, die mit „Zoo City“ eine Art moderner Roman noir schrieb, der beim Lesen im Kopf als düsterer, skurriler Action-Krimi abgeht: Johannesburg scheint das Epizentrum für Menschen zu sein, die mit Tieren in Koexistenz leben. Die Tiere scheinen den Charakter der jeweiligen Menschen widerzuspiegeln und die Menschen sind dazu verdammt, sich um die Tiere kümmern zu müssen. So nebenbei erleben sie zusammen unheimlich viele Abenteuer.

Die Spürnase

In Johannesburg ist es sogar gefährlich, sich eine Flasche Milch zu holen. Überall lauern Gefahren, die auch in diesem Roman permanent vorhanden sind, doch den totalen Durchblick hat man in diesem völlig durchgeknallten Werk selten. Da sind unerwartete und nur mit großer Fantasie nachvollziehbare Sprünge drin, losgelöste Kapiteln, aber im Grunde macht das alles nichts, denn in „Zoo City“ regiert eben das Chaos und es ist wundervoll, wieder einmal ein Buch zu lesen, das in seiner ursprünglichen Verrücktheit existieren darf, ohne gewissen Markteinschätzungen zum Opfer zu fallen. Kurz zum Inhalt: Das Girlie Zinzi December hat die magische Begabung Dinge aufzuspüren, die irgendwo in Johannesburg verstreut sind. Plötzlich bekommt sie den Auftrag einen Jugendstar zu suchen, der untergetaucht ist. Ob sie das schafft oder nicht ist sekundär. Wichtig ist, endlich wieder eine Autorin zu haben, die ihrem Unbewussten freien Lauf lässt.


 Talk is cheap.

Alexander von Schönburg ist eine der interessantesten, gestrandeten Intelligenzen Deutschlands. Seit einigen Jahren versucht er nun aus seiner nicht ganz so angenehmen Rolle, die eines verarmten Adeligen, Kapital zu schlagen. Am besten funktionierte dies mit seinem Buch „Die Kunst des stilvollen Verarmens“. In seinem neunen Werk „Smalltalk Die Kunst des stilvollen Mitredens“, analysiert er der Faszination der oberflächlichen Gespräche. Schönburg liegt damit nicht schlecht, denn im deutschsprachigen Raum funktioniert Smalltalk fast so holprig wie in Nordkorea. Schön an dem Buch ist, dass der Autor in der Lage ist, die Quintessenz des Themas herausfiltern. Herausragend an dem Buch ist, dass der Autor unterhaltsam Storys erzählen kann. Ganz mies an dem Buch ist, dass er dem Leser seine Meinung zu breitgetretenen Themen wie Kapitalismus oder Moderne Kunst aufs Auge drücken will. Warum eigentlich? Hier hätte mehr zum Thema Platz gehabt.
Wa.

Lauren Beukes: „Zoo City“ 362 Seiten, Rowohlt Polaris.
 
Alexander von Schönburg: „Smalltalk Die Kunst des stilvollen Mitredens“, 317 Seiten, Rowohlt Berlin.

Thursday, January 01, 2015

"Woche" Silvesterlauf 2014 in Graz

Der Filter überdeckt die Schwächen des Fotografen - das war schon immer so. (Foto: Wa. :))

Graz, Silvesterlauf 2014: Heuer hat eigentlich vieles gepasst. Aufgrund des plötzlichen Wintereinbruchs, („Hilfe, wo kommt denn der ganze Schnee denn her ;)“), haben es sich manche Mozartkugeln doch noch überlegt mitzulaufen und sind zu Hause geblieben, es hätte ja rutschig werden können. So war nicht allzu viel los und Medaillen hat es im Ziel auch für jeden Läufer gegeben (=Insiderwitz). Trotz allem wünsche ich mir prinzipiell doppelt so viele Läufer (und innen!). 5 KM kann man mit ein bisschen Training allemal riskieren, so lebt es sich dann entspannt in den Abend hinein und vielleicht packt ja wen der Ehrgeiz und es wird mehr und dann wird’s gleich ein 10er. Ein alter Hut, aber er passt halt noch immer hervorragend, gerade in Graz. Egal, möge uns 2015 zufrieden stimmen!

Wa.
Euch, liebe Leser auch ein gutes neues Jaaahhr!