Saturday, January 28, 2012

Für immer jung.

Hakon Hirzenberger: Drehbuch, Regie und sonst noch einen Haufen Arbeit. (Foto: MG Wanko)


Für immer jung? Aber neeeiiin, weder das André Heller Wolfgang Ambros Gegrunze, noch das amerikanische Original. „Alte Meister – Für immer jung“  nennt sich ein Film vom Wahltiroler Filme- und Theatermacher Hakon Hirzenberger. Er porträtierte zwei schon sehr alte Künstler, die selber auch noch ein wenig Kunst machen, aber in ihrer Hauptbeschäftigung ihr Wissen an junge Talente weitergeben. Die Rede ist von der Wiener Theaterlehrerin Elfride Ott und dem Bukarester Klavierlehrer Johnny Raducanu. Ott kommt wie immer sehr ottig daher und Raducanu ist einfach ein cooler Hawi aus der Old School. Der Dokumentarfilm ist gut anzuschauen. Er ist kurios, er geht ins Herz und er zeigt ziemlich viel über das Leben an sich und die Unterschiede zwischen Wien und Bukarest. Aber natürlich geht’s auch ums Unterrichten, und Kunst unterrichten ist ja selten eine angenehme Aufgabe, weder für den Lehrer, noch für den Schüler: „Schüler werden zerstört, um danach geformt und neu erschaffen zu werden“, so Hakon Hirzenberger. Auf alle Fälle anschauen: Der Film läuft noch bis Anfang Februar im Grazer Rechbauerkino und dann und wann noch in ganz Österreich.


Tom Divan, mit viel Vinyl am Plattenteller. (Foto: MG Wanko)


David Watts und Tom Divans „Smart Club“ war gestern Nacht in der Grazer Kombüse zu Gast. Klasse Sound zwischen Ska, Northern Soul, Soul und Rocksteady, also wirklich gelungene Tanz- und Tratschmusik. Good Feeling auf einem anständigen Level für Menschen über 20, das gibt’s ja net so oft in Graz und so war es auch gut, dass hübsch was los war. Viel Vinyl und coole Menschen bis 4 in der Früh, was ja in unserem Alter echt eine Leistung ist. Gut so, auf bald mal wieder und Head on!

p.s.: und so nebenbei: Graz is ja doch a Wödstadt! (cosmopolitan city)

Wa.

Friday, January 13, 2012

Wie man alt wird.

Pongratz: Die Selbstgedrehte hinters Ohr geklemmt. Foto: M.G. Wanko


„Ich rauche am Tag meine 25 Zigaretten“, meint der 72 jährige Maler Peter Pongratz, gestern, nach seiner Vernissage in der Grazer Galerie Leonhard auf die Frage, wie man fit bleibe. „Und dazu noch regelmäßig Sex“, die Betonung legte Pongratz ganz bewusst auf regelmäßi., Außerdem war er die letzen 50 Jahre auch nie im Spital und vertraut nur seinem Leibarzt. Ja, frisch sieht er aus, auch geistig topfit. Und sonst? Im gehe Graz ab, „bin immer wieder gerne hier und würde auch lieber in Graz als in Wien wohnen, aber ich muss ja von etwas Leben!“, spricht der Maler und denkt dabei an den Bilderverkauf, der halt in Wien besser funktioniert, als in Graz. Zu sehen sind die farbenfrohen Bilder bis zum 4. Feber.  

wa.

Monday, January 02, 2012

Das Abenteuer ist nicht nur im Kopf.

Autoren auf Reisen - der Neid könnt einen fressen!

Ein Deutscher und ein Pole wollen einen Oligarchen aus dem Hinterland von Sibirien retten, der im letzten Gefängnis vor der chinesischen Grenze sein Dasein fristet. Der Oligarch Chodorkowskij erinnert sehr an den inhaftierten Michail Chodorkowski und auch den Russland-Trip den die beiden hinlegen, ist sehr fundiert.

Bis ans Ende der Welt.
Olaf Kühl schrieb mit „Tote Tiere“ einen klassischen Abenteuerroman, der neben der Spannung, die zum Teil schon in den Thriller hineinreicht, viel mehr zu bieten hat, als diesen anschwellenden Nervenkitzel. In Fahrten mit Boot, Bahn, Bus oder maroden Taxis lernen sie Russland von unten kennen. Es sind Städte wie Irkutsk oder Tschita, Orte wo die wahre russische Seele beheimatet ist, Orte die man wahrscheinlich nie persönlich kennen lernen wird, doch diese spannende Fremdheit macht diesen Roman zu einer wirklich sehr lesenswerten Fokussierung auf das neue Russland.
Der Trip bis ans Ende der Welt soll dazu dienen den Oligarchen Michail Chodorkowskij aus dem Gefängnis zu befreien, der zumindest in der westlichen Welt zu den Guten gezählt wird. Doch die Unterwelt, auch die Regierung und die Geheimdienste, scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Man weiß über sie überall Bescheid, nur selten erfahren sie ganze Wahrheiten, ein jeder scheint hier sein eigenes Süppchen zu kochen. Dazu gibt es jede Menge russischen Alltag, interessante Menschen und ein bisschen Liebe. Die zwei Freunde kratzen immer nur knapp die Kurve und zerbrechen doch irgendwie an der Weite des Landes und am Widerstand des Systems. Dieser Roman ist kein Märchen, sondern eine gut dossierte Abenteuergeschichte mit Mehrwert. Und Olaf Kühl ist ein Autor mit großem Herz: In ihm haben Russland, Polen und Deutschland Platz.

Eine intelligente Liebeserklärung
In Olaf Kühls Abenteuerroman ist Berlin der Wohnort der beiden Freunde. Von JM Stim ist Berlin der Ort seiner Seele, so einen herzerfrischenden und klugen Essay hat der österreichische in New York lebende Autor über die Hauptstadt Deutschlands geschrieben. „Hier ist Berlin“, heißt sein munteres Gedankenelaborat, und wenn es eine definitive Schrift über das Berlin der Jahre nach dem Mauerfall geben soll, dann ist Stims Essay unbedingt in die engere Auswahl mit hineinzunehmen. Kein Tourismus-Berlin, sondern er beschreibt die Stadt als lebende Substanz, als Enfant terrible unter den deutschen Städten, als ewigen Jungbrunnen, der sich nach der Wende neu erfinden musste und gut daran tat, zuerst einmal auf die Selbstsuche zu gehen. Stim stimmt ein Hohelied auf die freie Szene und die neue Toleranz an. Berlin erfüllt sich den Traum, den jeder Jugendliche träumt: „Zu sein, ohne etwas werden zu wollen … eine Erzählung ohne Plot, mit einem Anfang, aber ohne Ende.“ Den Roman dazu gibt’s übrigens auch, den hat Tino Hanekamp geschrieben und heißt „So was von da.“

Von Martin Wanko

Olaf Kühl: „Tote Tiere“, 285 Seiten, Rowohlt Berlin.

JM Stim: „Hier ist Berlin“, 56 Seiten, Rokko’s Adventures.