Tuesday, October 12, 2010

Die Heilige Dreifaltigkeit in der US-Literatur: Ellroy-Price-Winslow.

Das Trio Infernale der US-Literatur. Zusammen gut 2000 Seiten.

Seit es den American Dream gibt, wird er auch schon dekonstruiert. F. Scott Fitzgerald war mit „Der große Gatsby“ einer der ersten Autoren, der sehr erfolgreich hinter die Fassanden dieser idealisierten Lebensumstände blickte. Die Bandagen, die heute verabreicht werden, sind freilich um einiges härter. Klar auch, liegen ja reichlich Amerikanische Alpträume zwischen dem Gesellschaftsroman „The Great Gatsby“, aus dem Jahre 1925, und Don Winslow „Tage der Toten“.

Die Iran-Contra-Affäre
Heuer war überhaupt ein gutes Jahr für gesellschaftspolitische US-Thriller. James Ellroy zum Beispiel, der sich wie ein Maulwurf durch die amerikanischen 60er-Jahre wühlt, ist mit „Blut will fließen“ mittlerweile bei Nixon und Watergate angekommen, und auch Richard Price sei hier zu erwähnen, der in „Cash“ ein ganz und gar unsentimentales und erschreckend nüchternes New York Bild nach dem Ground Zero zeigt. Und jetzt der Dritte im Bunde: Don Winslow, mit seinem Roman „Tage der Toten“. Nein, „Tage der Toten“ ist keine gruselige Allerheiligen-Lektüre, das ist eine knallharte gesellschaftspolitische Literatur, wenn man so will. Passt übrigens gut zwischen Ellroys Watergate-Szenario und Prices Ground-Zero-Alptraum: Winslow surft nämlich auf der „Iran-Contra-Affäre“, einem politischen Skandal in den 1980er-Jahren unter US-Präsident Ronald Reagan. Damals wurden an den Iran illegal Waffen verkauft und mit dem Geld der Bürgerkrieg in Nicaragua unterstützt und beeinflusst.

Eine Achterbahn-Talfahrt
Der Autor erdachte sich hierfür den US-Drogenfahnder Art Keller, den er in Mexiko einsetzt, um ihn gegen die Drogenkartelle ankämpfen zu lassen. Je mehr Keller aber den Mächtigen auf die Pelle rückt, desto mehr sieht er, dass die US-Regierung den Drogenhandel unterstützt, solange sie daraus profitiert. Winslow denkt sich das in gesetzlose Räume, hält den Leser sehr nahe bei sich, indem er die Emotionen achtsam einsetzt und genau schaut, in welche unverheilte Wunde er Salz streuen muss, damit sein Thriller auf der Achterbahn-Talfahrt schön in Schuss bleibt. Dazu muss man sagen, dass in Amerika das Genre Thriller, verbunden mit einem brillanten Storytelling, mittlerweile als Synonym für „ungeschönte sozialkritische Romane“ steht. Seitenstark, einem ausschweifenden Epos ähnlich, marschieren ein jeder Satz und ein jeder Gedanke gegen den Abgrund.

Wa.

1 comment:

sollichsagen? said...

also der Winslow hat ein bissl gebraucht, bis er in die Gänge kommt. aber jetzt fährt er dahin wie hölle. danke, du alter sack!