Wednesday, March 18, 2020

Corona and me – Tag 3 der Quarantäne

Austria – 1332 Corona-Infizierte: 


Die Infizierten haben sich in den ersten drei Tagen der Quarantäne fast verdoppelt. Jetzt weiß natürlich jeder Mensch, der sich nur ein bisschen mit der Thematik beschäftigt, dass die ersten Erfolge der Quarantäne erst ab dem Tag sichtbar werden, wenn die Inkubationszeit von zwei Wochen verstrichen sein wird. Die Menschen werden jedoch ungeduldig werden. Einige werden auf ihren gewohnten Arbeitsplatz zurückwollen, sofern sie diesen noch haben, andere werden daran zu nagen haben, ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nicht nachkommen zu können. Das wird vor allem an den Wochenenden interessant werden, in denen nun einmal sehr viele Menschen sich außerhalb der Wohnungen trafen und gemeinsam etwas unternahmen. Ich habe mir jetzt wirklich das Wort Event ausgespart, weil dieses Wort auch immer ein wenig negativ mitschwingt. Sollte es aber nicht. Es ist seit der Steinzeit ein Wesenszug der Menschheit, dass der Mensch sich mit anderen trifft, um etwas gemeinsam zu unternehmen. Und das geht jetzt nicht mehr. Das trifft den Menschen mehr als vieles andere. 

Ein Virus, den notgedrungen keiner sieht, legt unser soziales Leben lahm. Als ob die Menschheit einen Liegegips verordnet bekommen hat, wo sie noch nicht so genau weiß, wie und wann sie sich von ihm befreien kann. Und, wenn man die Bilder aus China sieht, wie beispielsweise Peking heruntergefahren wurde, um die Epidemie in den Griff zu bekommen, steht uns noch einiges bevor. Hier werden uns die täglichen Zahlen der Infizierten, einen gewisse Weg ebnen, über das Virus und unser Verhalten zu denken. Eine Art Kontrollstaat wird kommen. Natürlich wird eine FSK ein hohes Gut sein, aber ich sehe schon die aufgestellten Kontrollwände an diversen Checkpoints abseits von Spitälern aufgestellt, durch die man früher oder später gehen muss. Das ist reine Mathematik. Es bleibt jedoch etwas Gespenstisches zurück, ein gewisses Unbehagen. Sehr schnell kann es gehen und unser Leben ist aus den Angeln gehoben – die Emmerich-Katastrophenfilme und Stephen-King-Romane sind hier gar nicht so utopisch.

Gestern war ich kurz um die Ecke einkaufen, ein Toastbrot und ein Liter Milch. Auf den Weg dorthin gingen sich die Menschen, so gut es möglich war, aus dem Weg. Nicht, dass man die Straße wechselte, aber der Abstand auf den Gehwegen wurde sehr großzügig genutzt. Auf der Trafik hängt ein Plakat, auf dem in großen Lettern geschrieben steht, „Nur einzeln eintreten!“ Die Leute befolgen seine Bitte, obgleich sie sich lieber am Zigarettenautomaten außerhalb des Geschäfts bedienen. Klar, Heinz, der Inhaber ist auch schon über 60 Jahre alt, aber auch sonst wird Vorsicht zum gelebten Alltag.

Im Geschäft war ich früh am Morgen der einzige Kunde. Die Frau an der Kassa hatte Gummihandschuhe an. Ob das wirklich etwas hilft? Wie lange kann wo das Virus „effizient“ überleben, ist eine Frage der Stunde. Gestern schickte ich auch ein Mail nach Duino, in Norditalien neben Triest gelegen, in ein Hotel, wo ich die Betreiber moderat kenne. Wollte mal wissen, wie es ihnen so geht. Ich bekam noch am selben Tag die Antwort, dass es ihnen gut gehe und gesamt Duino bis heute noch keine COVID-19-Fälle habe. Sie brennen richtig darauf, wieder zu eröffnen. Die „Virus-Reinheit“ scheint für Städte, die vom Tourismus abhängig sind, das Maß aller Dinge zu sein. Das Virus hat uns also fest im Griff. 

Euer Wa. – durchhalten!

18. Mär. 2020

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