Sunday, June 12, 2016

Warum ich den Vatertag ablehne.


Zusammen in Italien, jung waren wir!
 

Ich bin Vater einer 21-jährigen Tochter und alles ist gut, soviel einmal für Leser, die mich nicht so gut kennen. Der Vatertag ist für mich dennoch eine sonderbare Angelegenheit, um ehrlich zu sein, finde ich ihn entbehrlich.

Darum lese ich auch heute keine Zeitung, außerhalb des Sportteils. Finde es aber schon lustig, dass die beiden auflagenstärksten Zeitungen das gleiche Titelbild eines Fotodienstes gewählt haben. Es zahlt sich halt doch aus, einen Gerry Wolf oder einen Christian Jungwirth für ein Exklusivfoto zu verpflichten, das nur kurz zum Thema Austauschbarkeit unserer Medien. Das Bild ist aber sehr nett, ein Kind liegt mit dem Vater in der Wiese und das kleine Kind packt den Vater an der Nase, beide lachen dabei. Alles eitle Wonne. Schön so.
Zusammen auf dem letzten Spring Festival
 

Ich bin Autor, war zur Zeit als unsere Tochter klein war, Ende der 1990er-Jahre,  als Freischaffender logisch, viel mit unserer Tochter unterwegs. Jetzt lache ich darüber, damals war das alles nicht so witzig.

An den öffentlichen Spielplätzen zum Beispiel, schauten mich die Mütter misstrauisch an, manche kamen auch auf mich zu und fragten, was ich denn hier auf der Bank so sitzend und die Kinder beobachtend, mache. Als Antwort rief ich dann nach meiner Tochter, die zu mir gelaufen kam. Den Müttern war das ziemlich peinlich und sie entschuldigten sich auch, aber die Sache war klar, sie verdächtigten mich als Kinderverzahrer.

Auf der fahrt nach Wien. Gas geben!
 

Unsere Kinderärztin wiederrum sagte mir Jahre später, als ich sie auf einer Vernissage traf, dass ich der erste Vater war, der prinzipiell mit seinem Kind die üblichen Termine machte. Immerhin brauchte sie damals am Abend einen Cognac, und spürte, dass eine neue Zeit angebrochen war.

Besonders nett waren die Menschen, die nach dem dritten Bier meinten, und bei euch macht also deine Frau Karriere, während du auf die Tochter „schaust“. Das impliziert nämlich gleichzeitig den Gedanken, dass eine Mutter, die „ihren Pflichten“ „anständig“ nachkommt, keine Karriere machen kann, oder darf. Meine Frau spürte das übrigens auch gelegentlich, dass eine Beziehung, wo sich eben beide um den Nachwuchs kümmern, mit Neid bedacht wurde.

Besuche am Fußballplatz mit meinem Freund Wolfgang waren auch immer interessant, weil wir unsere Mäderln dabei hatten. Ja, sollten wir sie zu Hause sitzen lassen oder was? Das sind jetzt alles nur Momente, die ich beschreibe und nichts mit Jammern zu haben, bitte mich hier nicht falsch zu verstehen und wenn schon, dann bitte jetzt einmal ein Hoch auf alle alleinerziehende Männer, denen gar nichts anderes übrig bleibt, als den Part beider Elternteile einzunehmen. Ich bedanke mich mit diesen Zeilen bei meiner großartigen Tochter, mit der ich nach wie vor eine großartige Zeit verbringe und auch bei meiner Frau, die mir diese so wichtige Zeit ermöglichte, die Dinge anders zu machen, als sie damals übrig waren.

Zusammen auf dem GAK Platz. An was ich da wieder denke ;)
 
Die Zeit mit meiner Tochter, die wir zusammen verbringen, findet übrigens noch immer ihre Fortsetzung. Es gibt keinen Menschen, mit dem ich auf mehr Fußballspielen war als mit meiner Tochter (und Haberer Wolfgang K.) und tatsächlich gibt es keinen Menschen, mit dem ich häufiger im Theater und auf Konzerten war und bin als mit meiner Tochter Clarissa. Ich finde dieses Zusammenwachsen von Generationen so kostbar, sodass wir wieeeder eine Bewegung sind. Heute übrigens, fährt der alte Knacker Wanko nach auf Nova Rock, die Red Hot Cilli Peppers habe ich noch nie live gesehen. Meine Tochter erwartet mich schon. Wird sicher eine große Sache, ganz ohne Vatertag. Den kann man übrigens abschaffen, gleich wie den Muttertag, der von der Nazi Propaganda erfunden wurde. Und wenn schon: Vatertag ist jeder Tag, Muttertag auch und Kindertag so und so.

 
Als wir Campino von den Toten Hosen einen GAK-Schal überreichten. Er war naturgemäß begeistert.

Wa.
(Alle Fotos (c) Wanko / Berner)


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