Friday, March 13, 2009
WEIL WIR ROTE SIND!
Ein Kind zu sein hat gewisse Vorteile. Das Kind darf sagen, was es will. Die Erwachsen schlucken, wenn ein Kind so richtig in die Welt schreit, was es denkt, korrigieren es kurz, lachen sich aber insgeheim ins Fäustchen. Das Kind hat ja im Grunde Recht. Die Sätze von Kindern sind mitunter gewaltig. „In der Straßenbahn stinkt’s.“ „Das Essen von der Oma schmeckt mir nicht.“ „Die Kindergartentante ist blöd.“ „Der Polizist schaut dumm.“ „Die Arbeit vom Papa ist scheiße.“ „Der Franzi ist ein Arsch.“
Spätestens ab der Volksschule merkt das Kind, dass das mit den frei formulierten Äußerungen nicht mehr so locker geht und ab dem Gymnasium sorgen ja schon ein paar spitze Meldungen für eine auffallende Betragensnote. Metternich kann in unserem Land also noch sehr lebendig sein. Und darum gibt es Fußball. Am Platz darf jeder Zuschauer (fast) alles schreien. Stellvertretend für den ganzen Schrott, der sich die liebe Woche in ihm ansammelt, schimpft der Fan in 90 Minuten alles hinaus. Sei es auch noch so blöd, es wird ihm verziehen, sei es noch so g’scheit, es fällt keinem auf.
Da darf der Fan also wieder Kind sein und wenn er ganz kindisch und kindlich, also ein bisschen fanatisch ist, darf er diese Meinung auch außerhalb vom Platz kundtun. Ihm wird verziehen, weil es Fußball ist und Fußball in unseren Breitengraden starke Emotionen auslöst. Der Fan kann zum Beispiel sagen: „Der SK Sturm ist mir scheißegal!“. Wenn ihm dabei das Herz höher schlägt, ist es sein gutes Recht. Natürlich kann er auch über den Jakominigürtel flanieren und „Der Roten Pest aus der Körösistraße“ den Tod wünschen. Aber er muss sich entscheiden. Entweder ist er ein „Roter“ oder ein „Schwarzer“ – und das wird sich auch in hundert Jahren in dieser Stadt nicht ändern, egal wie viele Divisionen diese Mannschaften trennen.
Mir persönlich gefällt der Satz „Der SK Sturm ist mir scheißegal!“. Der beschleunigt meinen Herzschlag unheimlich. Auch andere Slogans gehen mir durch den Kopf, die ich hier lieber nichts aufs Papier bringen will. Warum so emotionell? Weil ich ein Roter bin. Ich war immer ein Roter und ich werde immer ein Roter sein. Das ist so. Daran kann ich nichts ändern, daran will ich nichts ändern. Sowie viele andere auch. Und langsam wird es Zeit, dass wir wieder Meister werden. In der 3. Division, dort wo Fußball noch Fußball ist. Dort werden wir heuer Meister, damit wir in die 2. Division aufsteigen, wo dann Fußball wieder ein bisserl mehr Fußball ist. Und dann, und dann, und dann.
Und diese glorreiche Zukunft beginnt am 15. März, wenn der äußerst attraktive Kärntner Verein St. Andrä in Liebenau gastiert. Um 15:30 ist Anpfiff, die Grundsteinlegung zum glorreichen Wiederaufstieg. Oder doch nicht? Dieses Jahr muss es ganz einfach gehen, aus dem nicht zu erklärenden und doch so einleuchtendem Grund: Weil wir Rote sind! In dem Sinne: Hier regiert der GAK! Und im Übrigen, wir sind die Erstgeborenen, uns gibt es schon seit 1902. Wen kümmert es da schon, wer heuer seinen 100er feiert?
Wa.
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4 comments:
Gute Rede, Mann! Und Toitoitoi für den Sonntag!
T.
Wo bleibt die Jubelmeldung? Ihr habt's doch wieder in der Hand ...
Eigentlich allesamt ganz nett, die gern lötenden Roten. :-)
Stimmt. Besser lötende Rote, als rötelnde Lote, was auch immer das sein mag ...
Wa.
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