Monday, February 01, 2010

Pfirsichgrau ist mehr als grau.




Manchmal ist alles Pfirsichgrau und pfirsichgrau ist ein wunderschönes Wort. Der Himmel ist pfirsichgrau. Können Sie sich darunter etwas vorstellen? Irgendwie stelle ich mir den pfirichgrauen Himmel rosa und doch nicht rosa vor, eben etwas grau dazu, und noch einen Schuss gelb. So eine Nuance, so ein durch das Grau leicht schmutziges Gelb, das man als Kind im fortgeschrittenen Schuljahr oft im Malkasten hatte und nicht mehr sauber bekam. Dieses Gelb hatte dann einen Grünstich und der hat auch mit Pfirsichgrau zu tun. Oder doch nicht? Gut möglich, dass pfirsichgrau doch eher die Farbe des unreifen Pfirsichs ist, den die Sonne noch nicht verkaufsfördernd auf rot gestylt hat.

Der Pfirsich ist ja eine der ärmsten Früchte überhaupt! Als Kind ist man mit der pelzigen Frucht ja vor allem von den Großeltern verwöhnt worden. Der Opa hat seinen Taschenfeitl aufgeklappt, die Frucht in zwei Hälften geschnitten, den Kern rausgeholt und dann hat man den Pfirsich vor ihm aufessen müssen. Mit Schale natürlich, weil die Schale ist gesund, und im Krieg hätten sie nicht einmal eine Schale gehabt – so schaut’s aus.

Und dann kam die Nektarine, dieser Pfirsich ohne Haare, der ausschaut, als hätte man den Pfirsich einer Hormonbehandlung unterzogen, um den Käufer mit einer pfirsichähnlichen Frucht mit glatter, glänzender, fast hochpolierte Haut zu erfreuen. Seitdem ist der Pfirsich ziemlich out, kommt nur noch in bulgarischen Konserven vor, das sind die, mit den Pfirsichplantagen und dem Wirtschaftswunderhimmel am Cover. Die Dosen mit der doppelten Portion Zucker, die also so toll nach Kindheit schmecken. Für irgendwelche Körperpeelings wird der Pfirsich, vor allem der Kern, auch noch gebraucht. Und dort wird er auch einmal für immer landen, in der Kosmetikindustrie.

Ich weiß nicht, ob man sich nach dem Aussterben des Pfirsichs dann noch an den steirischen Pfirsich erinnern kann, der ein bisserl heller als sein bulgarischer Bruder ist. Und nicht so saftig, ein bisserl bescheidener halt, weil so frisch und saftig schmeckt ja nur unser steirischer Apfel. Isst den eigentlich noch wer? Die Schafsnasen zum Beispiel, bekommt man nur am Markt. Ein wunderbarer Apfel, zu wunderbar günstigen Preisen. Und trotzdem, der steirische Pfirsich, der hat doch etwas Pfirsichgraues, oder? So etwas Vornehmens, um nicht zu sagen Leichenblasses. Das kommt doch hin, der war ja auch im letzten Hochsommer noch so ein blasses Wimmerl und im punkto Härte ist er mit dem steirischen Kiwi verwand, der eher als Wurfgeschoß der Intifada als zum Verzehr geeignet ist.

Pfirsichgrau, denke ich mir nochmals, und schaue in den Grazer Himmel. Welches Grau hat er heute? Im besten Falle blaugrau, also nicht dunkelgrau, tiefhängend, sondern die dünne Wolkendecke lässt den blauen Himmel durchschimmern. Übrigens, das Wort „pfirsichgrau“ steht in William Boyds aktuellem Roman „Einfache Gewitter“ auf Seite 95 geschrieben. Ein toller Roman, der meines Achtens ein Orkan ist und auch sehr die Fantasie anregt. Lesen zahlt sich eben aus. Das sage ich gerade jetzt, weil Ferien sind und da gibt es keine Ausrede, außer, man hat lesen verlernt und das ist aber wieder eine andere Geschichte.

Wa.

2 comments:

thfkoch said...

Also, lieber Wa., bei mir erlebt der Pfirsich gerade eine wunderbare Renaissance (oder muss man moderner sagen: Relaunch? Comeback?): Und zwar in Gestalt der sog. Weinbergpfirsiche. Die sind mehr so scheibenförmig, eher klein, und mit einem kleinen Kern. Super aromatisch, super süß! Hier gilt, wie beim fränkisch-württembergischen Rotwein: Danke, Erderwärmung.
Ansonsten gibt es natürlich allerlei erfreuliche pfirsichhaltige Spirituosen, und mein Steak Maharani ist ohne Pfirsich auch nur der halbe Spaß.

Tja, und den Boyd mag ich trotz schöner Farbnuancen nicht.

Martin G. Wanko said...

ja, die Erderwärmung hat so seine vorteile. die grazer feigen sind mittlerweile auch schon ganz annehmbar ...