Sunday, July 06, 2008

Friedrich Glauser & Georges Simenon


... auf Besuch bei Klassikern!

Friedrich Glauser, der milde lächelnde Schweizer Autor mit Bürstenhaarschnitt, hätte keinen Grunde gehabt dem Leben zu vergeben: Instabile familiäre Verhältnisse, Morphiumsucht, Fremdenlegion, Irrenhäuser. So ganz nebenbei schrieb er in den 30er-Jahren mit seinen sechs Wachtmeister-Studer-Romanen die erste deutschsprachige Krimi-Serie und die gilt es nun wieder zu entdecken. Der Wachtmeister ermittelt im Kanton Bern, Einzelkämpfer, unzugänglich und doch kein Rüpel. Glauser taucht die wilden Studer-Storys in greifbare Landschaften, die Menschen bekommen Gesichter, so erzählen sich die plastischen Geschichten fast von selbst.
Eine glatte Autobahn durch Glausers verstrickte Landschaften baut der wohl produktivste Krimiautor des letzten Jahrhunderts: Georges Simenon. In den nächsten zwei Jahren, bis zu seinem hundertsten Geburtstag, werden seine 75(!) Maigret-Romane neu aufgelegt. Nach wie vor lässt sich kaum ein Krimi so flüssig lesen, wie die des gebürtigen Belgiers. Knappe Sätze, kurze Dialoge, die nur auf eines aus sind: In die Psyche des Täters einzudringen. Dieser analytische Zugang, mit dem der Autor seinen Kommissar durch die schmuddeligen Pariser Gassen des 13. Arrondissements schlendern lässt, ist auch zugleich sein Erfolgsrezept: Der Leser entdeckt bei Simenon viel – und nicht immer Gutes – in sich selbst, gibt dem Autor intuitiv recht und lässt jedoch die Erkenntnis versickern, bis er zur nächsten Maigret-Sitzung antritt.

Friedrich Glauser: Die Wachtmeister-Studer-Romane ; Unionsverlag 2008.
Georges Simenon: Sämtliche Maigret-Romane in 75 Bänden, Diogenes 2008

Wa.

2 comments:

Anonymous said...

Ja lieber Wa., was soll man da sagen: Mit dem Glauser hast Du zu 100% Recht, beim Simenon finde ich manchen "Non-Maigret" gar stärker. Z. B. "Der Mann, der den Zügen nachsah" - Wahnsinn. "Der Mörder" - ich konnte nicht aufhören...

Anonymous said...

Habe mir den "Pietr der Lette" gekauft.
Na ja.