Wednesday, April 29, 2020

Corona and me – 1 Monat und Tag 11 der Quarantäne


Austria – 15.323 Corona-Infizierte / 12.580 Genesene 


Wo warst du am 15.05. am Abend, wird eine der Fragen für die zukünftige Generation sein. Nein, es ist der JFK nicht wiederauferstanden, auch der Unsägliche liegt nach wie vor in Kärnten begraben, obwohl der zurzeit sicher unterhaltend wäre. Es ist auch keiner gestorben, wo man den Ort des persönlichen Aufenthalts wissen müsste. Lou Reed wäre vielleicht in Zeiten wie diesen an der COVID-19 Erkrankung gestorben, aber ich höre schon auf zum Witzeln. Also: So wie heute in Sidney die Jugend wieder an den Strand rennt, sperren bei uns am 15.05. wieder die Wirten auf. Dann ist in Österreich der Ausnahmezustand beendet. 

Egal wie schlimm das Virus danach wüten wird und vielleicht wieder die fast jungfräuliche Freiheit auf Vollgas zementiert, dezimiert und betoniert, die Möglichkeit ab den 15.05. mit allen Einschränkungen total legal mit anderen Menschen wieder "den Alk dupfen gehen zu dürfen", wollen sich die ÖsterreicherInnen nicht nehmen lassen. Da zahlt sich dann auch wieder ein neu gekaufter Fetzen aus, vielleicht ja auch in den Tagen zuvor in Graz live gekauft und dazu die passende Gesichtsmaske. Wäre ja eine Möglichkeit. Und nicht vergessen: So we in NYC Platz reservieren. Also, wo samma am 15. Mai. 2020? Meine Wenigkeit hat sich mit Clarissa einen Platz um die Ecke reservieren lassen. 19:00 Cohi Bar. Wer Lust hat, soll dazustoßen.

Bleibt tapfer!

Graz, 29. April 2020

Monday, April 27, 2020

Corona and me – 1 Monat und Tag 9 der Quarantäne

Austria – 15.190 Corona-Infizierte / 12.362 Genesene 


Mittlerweile hab wir das vielprolongierte Party-Video mit dem hohen Mitarbeiter aus dem Gesundheitsressort bereits zweimal zugeschickt bekommen. Auf diesem Video geht es wie hinlänglich in den Tageszeitungen berichtet, um eine Party zur fortgeschrittenen Stunde von typischen Schnauzbart-Trägern, mit recht viel Alkohol und auch Frauen an Bord. Eine grausige Landpartie aus Allerheiligen. Jetzt will ich weder die Schnauzer, noch die Menschen vom Land beleidigen, aber es schaut halt so aus, was soll man machen.

Party 2

Dazu fuhr ich mit meinem Tretroller am Freitagnachmittag durch die Stadt, da war ein Modegeschäft halb verdunkelt, man spielte aufgemotzten 70er-Jahr-Disco-Sound trank dazu Bier und rauchte auch, zumindest vor dem Laden. Im Laden stand man auf eineinhalb Meter Abstand und tanzte. Die Menschen hatten dabei ein panisches Lachen im Gesicht, fernab von einer herkömmlichen Ausgelassenheit. Vielleicht wurden die Wochenumsätze gezählt, oder einfach der Hut darauf geworfen.

Party 3

Am Sonntag waren wir auf einem Spaziergang auf der Platte in Graz deutlich gesellschaftlicher Lärm zu hören. Vor der Einfahrt stand eine Limousine. Hinter der Hecke wurde nobel getafelt. Die Passanten gingen vorbei und taten, als ob sie nichts hören würden. Und ja eh, das Zusammentreffen wird wohl auch einen Grund gegeben haben. Jetzt ist es nicht nur der Gemeindebau und der Stadtparkbrunnen, wo es unruhig wird, sondern die Menschen sehnen auch in den „besseren“ Gegenden eine Normalität zurück. Aber macht es wirklich Spaß? (Sehr lustig wäre gewesen, mit einem Selfie-Stick über die Hecke zu schauen und die Menschen zu fotografieren. Ob die sich beobachtet vorgekommen wären ;)))

Ich habe heute mit meiner Ärztin gesprochen, ob die Rückkehr in die Schule zu früh sei. Sie meinte, man wisse es ganz einfach nicht. Es kann genauso gut funktionieren.

Also, im Unwissenden tapfer bleiben,

euer Wa.

27.04.20

Saturday, April 25, 2020

Corona and me – 1 Monat und Tag 7 der Quarantäne

Austria – 14.987 Corona-Infizierte / 11.872 Genesene 


Der Dobler & die Stones 

Ein bisserl ein Bildungsauftrag kann nie schaden – es wird gelesen! Beispielsweise Franz Dobler, ewig im Geschäft, seine Robert-Faller-Krimis genießen schon Kult-Status.

In den Jahren, als der deutsche Krimi eher eine Ausrede war, Ulf Miehe und Jörg Fauser waren tot, musste Franz Dobler den Karren über weite Strecken alleine ziehen. Er schuf sich dabei ein Biotop. Eine Art Rock’n’Roll- oder Beat-Krimi-Elaborat, abseits vom Pilzkopf, jetzt eher ein Beat mit lärmenden Gitarren, schwarzgefärbtem Haar, spitzem Schuhwerk und das verpackt als Literatur. Tatsächlich veröffentlichte er einige Rock’n’Roll-Compilations und nicht zufällig auch die Johnny-Cash-Biographie „The Beast in me“. Mit Robert Fallner entwarf Franz Dobler einen Polizisten, den er nun bereits mit „Ein Schuss ins Blaue“ das dritte Mal ins Rennen schickt.

Das andere München

Robert Fallner ist in die Jahre gekommen. Um die 60, die Knochen sind schon zu spüren und den Job als Inspektor hängte er auch an den Nagel. Zum Glück gibt’s den Bruder, der ihn in seinem Ermittlungsbüro engagiert. Ein Laden voller Ex-Polizisten, die hier in München ihr Dasein fristen. Diesmal scheint es pikant zu werden: Er soll einen islamistischen Terroristen aufspüren, auf den zwei Millionen Kopfgeld ausgesetzt sind. Dazu nahmen seine Frau und er ein vierzehnjähriges Mädchen auf, das aus desolaten Verhältnissen flüchtete und Fallners Frau, ebenfalls Polizistin, als ihr Vorbild herauspickte. Ein gutes Rahmenprogramm sozusagen, um den Anti-Ermittler Fallner, dem es immer eher um eine nebenherlaufende Ermittlung geht, schauen zu lassen, wie es um sein artifizielles München so steht.
Manche Dialoge müssen jetzt nicht sein und immer, um den heißen Brei herumzureden, bringt auch nichts. Natürlich ist Franz Dobler ein Säulenheiliger, dessen subversives München jetzt gar nicht viel anders ist, als jenes der eingangs zitierter Autoren. Gnade vor Recht: „Ein Schuss ins Blaue“ geht als Genre-Erweiterung durch, dem Ermittler Robert Fallner könnte man demnächst eine Auszeit gönnen.

Bei Keith in der Karibik 

Wie Franz Dobler wurde Linus Reichlin ebenfalls mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, das war 2009. Jetzt legt er keinen Krimi vor, sondern mit „Keiths Probleme mit dem Jenseits“, einen Roman, in dem der Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards nach einem sehr kurzen Besuch im Jenseits wieder unter den Lebenden weilen sollte. Einer seiner Leibärzte muss nun um sein Wohl sorgen und dieser holt seinen Jugendfreund Fred Hundt zu sich in die Karibik, einen deutschen Wissenschaftler für die Wahrscheinlichkeitslehre. Natürlich stellen sich hier die Frage, ob Keith wirklich Keith ist und auch, wie der gute Mann abgeschirmt seinen Unterhalt verdienen kann, wenn er nicht als Auferstandener vor die Welt treten will. Um dem zu entgehen, schicken sie Fred auf eine Nachbarsinsel, zu Keiths Kumpel Johnny Depp. Es soll hier eine vage Abmachung aus dem vorigen Leben gegeben haben, den ominösen Totenkopfring des Gitarristen an den Filmschauspieler verkaufen zu können. Funktioniert nicht ganz, doch wie in einem Abenteuer geht es munter weiter.

Romane über Stars, die literarisch wiederbelebt werden, siehe John Lennon oder Elvis Presley, gibt es einige, meistens verpufft jedoch der Spaß nach einigen Seiten. Linus Reichlin hält hier bis zum Ende durch, auch weil er sich nicht alleine auf Keith Richards verlässt, sondern seinen Hauptprotagonisten ganz schön in die Mangel nimmt. Unterhaltend, aber mit Tiefgang.

(c) Vorarlberger Nachrichten - Martin G. Wanko

Franz Dobler: „Ein Schuss ins Blaue“ 282 Seiten, Tropen Verlag
Linus Reichlin: „Keiths Probleme mit dem Jenseits“, 253 Seiten, Galiani Berlin

Und immer wieder tapfer bleiben!

euer Wa!

25.04.20

Thursday, April 23, 2020

Corona and me – 1 Monat und Tag 6 der Quarantäne

Corona and me – 1 Monat und Tag 6 der Quarantäne

Austria – 15.002 Corona-Infizierte / 11.700 Genesene


Christian Fuchs von FM4 war’s, der (sich) auf FB gefragt hat, in welcheb gegenwartsbezogenen Filmen/Serien die Corona-Krise ein Teil davon wird, und welcher Künstler darüber hinwegsieht. Die Frage habe ich mir schon vor einigen Tagen gestellt, da ich abends, anstatt auf ein Bier in der Cohi zu heben und die 1909er zu ärgern, am Nachdenken für meine Sitcom for next year bin. Yea! Und ja, Corona wird eine Rolle spielen, da mein Hauptcharakter Samy alias Fred vom Jahre 1982 in unsere Gegenwart „fliegen“ wird. Und er hat von unseren derzeitigen Sitten echt keine Ahnung. Mehr davon in Zukunft.

Natürlich kann man in Erwägung ziehen, dass 2021 nichts mehr inaktueller sein kann, als die gestern noch aktuelle Gegenwart. Möglich, aber den Moment derVerdrängung sollte die Kunst ein bisserl scheißen. Corona wird uns noch ziemlich lange durch den Kopf gehen, folglich sollte es behandelt werden und aus. Und wer weiß, wie lange das Szenario wirklich anhält, Angela M. aus Deutschland hat heute darüber gesprochen und ernstere Töne angeschlagen, als unser dynamisches Duo. (Obwohl die beiden ziemlich gut wissen, wie der Österreicher zu füttern ist. Da tut sich die Opposition schwer.)

Wie schnell eine Reaktion in der Pop-Musik passieren kann, zeigen Thomas Spitzer und die EAV in ihrem umgedichteten 1980er-Jahre Klassiker „Küss die Hand, schöne Frau“ in „Küss die Hand, Pandemie“, aufgenommen in der derzeitigen Spitzer-Bleibe in Feldbach, laut GPS-Koordinaten. Dazu ein schönes Home-made-Video. Würde mich nicht wundern, wenn das in den Charts nach oben schnellt. Oida, da schaun die technikversierten Jung-Popper ziemlich alt aus.

Spitzer - EAV

tapfer bleiben mit Riesenohr und Zottel ;)

Graz, 23.04.20

Wednesday, April 22, 2020

Corona and me – 1 Monat und Tag 5 der Quarantäne



Austria – 14.873 Corona-Infizierte / 10.971 Genesene 

„Die neue Wirklichkeit ist für jeden erträglich, vor allem für die, die die alte nicht kannten.“ So kann man es auf den Punkt bringen, denkt man negativ. Dem gegenüber steht der menschliche Gedanke des Wurschtels und Überlebens: „Es wird schon wieder einmal passen. Bis dorthin trinken wir einmal was.“ Schlussendlich putzen wir unseren Anzug ab, schauen a bisserl darennt aus, aber es läuft wieder. 

Das, was wir in dieser Zeit verloren haben werden, ist das Gefühl von „Euphorie & Ekstase, verbunden mit Masse“. Das hat jetzt altersgemäß viel Gutes: Ich bin jetzt nicht sonderlich traurig, dass gewisse Dumpfhammer-Sommer-Remixes wie das Remake von Captain Sensilbles „What“ wohl auf keiner Beachparty oder aus keiner Prolo-Winden zu hören sein werden. Weil diese Massenveranstaltungen und auch Winden jetzt einmal abgestellt sein werden, solange es kein Spritzerl für die gewesene Normalität geben wird. Dass dazu aber leider auch zukünftige Konzerte wie das der Strokes fallen werden, steht auf einem anderen Blatt Papier. (Von was die Bands jetzt leben, will ich erst gar nicht wissen.) Was für den einen eine volle Oper ist, ist für den anderen ein knallvolles Oval. Da wird es viele Freiplätze geben müssen. Die Kurven auf den Fußballplätzen dürften wohl auch interessant ausschauen. Aber vieles wird machbar bleiben. 

Und in Lokalen wird es die neue Plexiglas-Idylle geben. Hat den Vorteil, dass man sich wieder mehr sagen kann, da der Nachbarstisch nicht mithört. Auch wird es spannend sein, sich einen Platz zu ergattern, die Reservierung wird auch in der Bar ein Faktor werden, und da ja bekanntlich die Hormone nicht abgestellt sind, wird es eine neue hormon-gesellschaftliche Situation geben, die durchaus in die Film- und Literaturwelt Einzug finden wird: „Mit Maske und durch die Plexiglaswand schauen er/sie wirklich spannend aus. "Hoffentlich hält das Gesicht, was die Augen versprechen." Es bleibt also spannend. 

Bliebt tapfer und maskiert, 

euer Wa.

22. 04.20

Sunday, April 19, 2020

Corona and me – 1 Monat und 3 Tage in der Quarantäne


Austria – 14.637 Corona-Infizierte

Sonntag, 7 Uhr. Zugegeben, ich stehe gerne früh auf und mir gefällt die Sommerzeit sehr gut, weil es dann nicht so sonderbar ausschaut, wen ich um 5 Uhr morgens aufstehe. Das hat nichts mit altersbedingter Bettflucht zu tun, sondern dass ich gerne den Tagesanbruch erlebe. Das hat etwas mit zu sich kommen zu tun. Demgegenüber bin ich bei Konzerten oder beim Kick gerne danach auch ein bisserl unterwegs. Das Schöne ist, dass man nicht muss. Das sieht man nach einem Monat Quarantäne. Es macht einen auf eine nicht unangenehme Weise entspannt. Eine ähnliche Situation wird in meinem Umfeld wahrgenommen: Warum soll man sich (online) Fetzten kaufen, wenn man sie nicht ausführen kann. Aber auch hier erkennen Mann und Frau, dass eine Saison ohne „neiche Fetzen“ keine verlorene Saison ist.

Wie weit muss man abkühlen, damit alles anders gut wird? Das ist für mich die Frage des Tages. Gefühlt durchleben wir eine Periode, wo wir die Chance wahrnehmen können, kollektiv zu uns zu kommen. Obwohl das eine Gratwanderung ist: Sekten zum Beispiel kommen permanent zu sich. Die sind dann halt „hirnlasch“. Abgesehen davon, dieses Abkühlen, diese Demut, ist wichtig und sollte in einer gewissen Form jährlich stattfinden. Das moderne Fasten ist nichts anderes, als ein Rückzug aus der Gesellschaft um Kraft zu tanken, alleine im Kloster oder so. Natürlich ohne Lockdown und ohne Runterfahren der gesamten Wirtschaft.

Vielleicht sollte nach der Periode C „etwas“ Positives in uns zurückbleiben. Sich auf das Wesentliche zu fokussieren wird sinnvoll sein. Keine Gürteltiere fressen ist wichtig. Nicht zu jedem scheiß Event gehen auch und nicht jeden Fetzen kaufen so und so. Weniger ist mehr. Die Reduktion auf Qualität wird das Zauberwort der Stunde sein.

Bleibt tapfer,

euer Wa. 19.04.20

Thursday, April 16, 2020

Corona and me – 1 Monat und zwei Tage der Quarantäne

Austria – 14.459 Corona-Infizierte


Mädels und Buben, wir haben einen Monat in der Quarantäne überstanden. Dazu die erste wirklich gute Nachricht: Der GAK bleibt in der 2. Liga, weil es auch keine Aufsteiger gibt. Das wurde jetzt vor einigen Minuten von den Liga-Verantwortlichen beschlossen. Man könnte hier noch ein wenig lamentieren, warum eigentlich? Die längste Zeit in der Saison waren die Roten in sicheren Bereichen, also passt der Beschluss so. Schade für mögliche Aufsteiger, aber sonst tut es ja niemandem weh und Buli-Beschluss ist Buli-Beschluss. Warum ich hier so ausschweifend agiere? Natürlich, weil wir Rote sind aber noch natürlicher: Bitte freuts euch! Auch in Zeiten des Virus oder gerade deshalb: Freits eich. :) Auch über einen jeden kleinen Dreck! Es macht das Ding nicht besser, wenn wir jeden Tag wie grenzfrustriert durch die Gegend wackeln oder beknackt aus dem Fester schauen. Freit seich anfach amal.

Wer Spaß hat, hat mehr vom Leben,

seit’s tapfer,

euer Wa.

PS: Forza GAK! 

Wednesday, April 15, 2020

Corona and me – Tag 30 der Quarantäne


Austria – 14.159 Corona-Infizierte

Ein guter Bekannter von mir, im Westen von Österreich, fährt einmal im Monat zum Kick nach Deutschland, einmal monatlich fährt er Rettung. Beim Kick beschäftigt er dann und wann die Rettung, gegensätzlich dazu bringt er regelmäßig etwas ein. Er nennt das „ausgleichende Gerechtigkeit“.

Jetzt hat’s ihn erwischt. Er hat Covid-19. Ich würde es nicht wissen, würde er diesem Blog nicht sporadisch folgen. Er wurde getestet, weil eine Person, die er ins Spital fuhr, als Virusträger erkannt wurde. Bei ihm ist das Syndrom ein trockener Husten. Hätte schlimmer kommen können, aber die ganze Prozedur, die nun folgt, ist halt auch ein bisserl anstrengend: Er ist nun zwei Wochen in „Einzelhaft“ und der Mann hat ja Familie, das macht das Leben für keinem in diesen Haushalt einfacher.
Neben dem ganzen Desinfektionsszenario muss jeder von seinen Mitbewohnern jetzt einmal eine Runde zu Hause bleiben. Die Einkäufe bringt die Oma vorbei und stellt sie vor die Wohnungstüre. Nach Abklingen der Krankheit muss jeder selber schauen, ob er in den nächsten zwei Wochen Syndrom-Träger wird, oder nicht. Was ich damit sagen will: Ich kenne ihn und Sie kennen (vermutlich) mich. So kennen Sie auch über drei Ecken einen Virusträger. Das geht sehr schnell.

Jeder zweite den ich kenne, hat mittlerweile die letzten zwei Monate einen "unerklärlichen Schnupfen" oder "sonderbares Fieber" gehabt. Ein Teil davon wird tatsächlich vom Virus befallen worden sein. Der Rest sind Virus-Adabeis ;) Das Virus ist überall und nirgends. Das macht ja alles so schwierig.

Euer Wa. – bliebt tapfer!

PS.: Gestern kurz in der Stadt gewesen, auch Kohle liegengelassen, aber alles noch verhalten, außer ein paar Maskenträger. Schauen wir, wie es am WE wird. Doch die Frage muss gestellt werden dürfen: Was wäre Graz ohne seine Tschecherln?

Monday, April 13, 2020

Corona and me – Tag 28 der Quarantäne


Austria – 13.942 Corona-Infizierte

Ich sitze am Balkon und schreibe meine Notizen nieder. Dieser kleine metallene Tisch ist überhaupt ein Kleinod an Glückseligkeit. Was sind auf diesem nicht schon Stunden gedacht, geschrieben und gefeiert worden. So nebenbei zerzaust der Wind die Sonnenschirme, die Feige, extra vor Ostern noch auf den Balkon gestellt, erlebt ihren dritten Frühling und hat bereits wunderschöne grüne Blätter. Es schaut alles so gottverdammt normal aus, wie jedes Jahr. Der Ostersamstag war auch wie jedes Jahr. Als ich an die Herrn Gott und Jesus dachte, konnte ich nicht anders, als einen Rotwein zu trinken und nahm an dem kleinen Tisch am Balkon Platz. Da die beiden Herrn unerbittlich waren, musste noch der Gin aus Berlin angetestet werden, gekreuzt mit einem fruchtigen spanischen Tonic. Das hatte dann doch eine Geschmacksexplosion zur Folge, aber was macht man nicht alles für die beiden Herrn. Da war im Innenhof dann eine Art heilige Ruhe, da die meisten Studenten entweder schliefen oder schon längst zu Hause sind. Also so richtig entspannend - aber wenn morgen die kleineren Geschäfte wieder geöffnet haben, kann man nicht von einer Normalität sprechen, da wir uns ja alle mit Gesichtsmasken gegenüberstehen, als hätten wir die Seuche. Haben wir irgendwie eh, weil sonst würde das ganze Affentheater nicht aufgeführt werden.

Gestern machten die Fürstin Frühling und ich einen Ausflug auf die Ruine Gösting. Es war phantastisch zu sehen, wie Jugendliche über die Hügel gehen und ihre Blicke nicht vom Handy lassen. Abgesehen davon, dass so ein Verhalten tatsächlich Gefahren in sich birgt, für was sind die dann überhaupt unterwegs? Dann waren hier noch die zwei Familien, die als eine unterwegs waren, also zu zehnt, mit zwei Müttern und zwei Vätern. Mir taten die Kinder leid, wo deutlich zu sehen war, dass sich die Eltern all dem widersetzen, worauf es nun ankommt.
Dazu kommen noch die Herrschaften, die einem entgegenkommen und sich nicht hintereinander einordnen, damit der nötige Abstand gewahrt bleibt. Heute wiederum ist bei meinem kurzen Auslauf „gefühlt“ alles gutgegangen. Wenn es jetzt keine prinzipielle Verweigerungshaltung ist, ist es in Österreich eine Sache der Bildung, ob die Maßnahmen nun ernstgenommen werden, oder nicht. Daran will ich nicht zweifeln. Morgen geht es wieder mit den Masken auf die Straße. Mal schauen, wie sich die Situation in den kleinen Läden wirklich darstellt.

Ostermontag,

Wa.

13.04.2020

Saturday, April 11, 2020

Corona and me – Tag 26 der Quarantäne



Austria – 13.672 Corona-Infizierte


Jetzt gerade auf Insta. Daniele de Rossi versenkt einen seiner seltenen aber um so sehenswertere Hämmer aus rund 16 Meter und zieht triumphierend zu seiner Ultra Curva Sud ab. Alles jubelt, Alkohol wird getrunken, Küsse werden verteilt, ihr Daniele, von einigen noch vor Francesco eingestuft, hat’s gerichtet - viva la Roma, la dolce vita, fuck Lazio oder was auch immer, der zieht in die Kurve, lässt sich bis nach dem Match feiern, und in Trastevere würden sie ihren Daniele noch immer feiern, wenn … . So wie es aussieht, wird sich das lange nicht mehr abspielen. Länger als wir es glauben wollen.

Okay, Freunde, sind wir uns ehrlich. Den Weg, den wir bestreiten, ist kein Schlechter, eigentlich der Beste, den es gibt. Wir kommen langsam runter. Österreich kühlt sich ab und die Salami-Taktik der Verantwortlichen funktioniert so richtig gut. Bei meinen Laufruten durch Graz habe ich selten soviel Jungs und Mädels gesehen, die da plötzlich beim Laufen mitmachen, oder die mit 2 Sixpacks vom Supermarkt heimgehen. Es geht ja eh. Prost.

Was ich meine ist, wir bekommen die verpflichtende CoronaApp. Ich meine ernsthaft: Wenn der Staat (oder sonst wer) will, bin ich durch das Smartphone so und so schon gläsern. Die CoronaApp wird dann zum Einsatz kommen, wenn wir wieder ins tägliche Berufsleben einsteigen – wahrscheinlich auch, wenn wir wieder auf ein Bier oder ins Theater gehen wollen. Solche Apps entwickeln sich rasant weiter. Natürlich will weder App noch Corona keiner haben, aber wenn ich Corona habe, will ich niemand anderen damit schädigen. Und ich will mich auch sehr gerne mit Menschen treffen, die nicht investiert sind. Bereits jetzt kann ich mir die ersten Filme damit vorstellen. Ein Klick und alles geht. Schwieriges kann auch zur Normalisierung beitragen.

Wie lange sich Riesenohr und Zottel (Kanzler und Vize) sich hier politische Glückswünsche zurufen, ist jetzt zweitrangig. Hauptsache das Ding funktioniert, die Zahlen beweisen das. Zu lachen gibt es immer viel:  Die nächsten Dienstreisen mit den Meetings von großen Unternehmen finden ausnahmslos auf nationaler Ebene in Bruck, Bischofshofen oder Lustenau statt. Vielleicht will dann der eine oder andere Teilnehmer doch lieber eine Video Conference?

Wir bleiben tapfer, Zottel und Riesenohr auch :)

Ostersamstag: Auf uns und den Herrn Jesus!

Wa. 11. April.

PS: und alle mal herhören! Wer nicht wirbt, der stirbt. Gerade jetzt! Darum geht es hier zur Madison :(da hat’s meine Texte und a geile Grafik und überhaupt!)

Friday, April 10, 2020

Corona and me – Tag 25 der Quarantäne

Austria – 13.237 Corona-Infizierte

Okay, okay, ich bin schon wieder zurück. Wollte mal einen Tag nicht bloggen, ich muss wirklich auch andere Sachen schreiben, aber danke der Nachfrage, ich bin wieder hier und noch hat’s mich net darennt!  Danke, Freunde!
Also, wie schauen wir am 25. Tag der Quarantäne aus? Nicht anders als am 23. Tag der Quarantäne. Das ist aber auch das Problem. Die Zahl der Infizierten geht langsam hinunter, parallel dazu kommt die Party nicht zurück. Das irritiert uns, weil wenn etwas runtergeht, muss etwas anderes raufgehen. Party ist hier sinngemäß, die Kultur, die Wirtschaft, der Sport - der Mensch, vielleicht einmal so ausgedrückt, der Mensch will wieder sehr gerne zurück zum gewesenen Zustand, ohne mit der Schattseite konfrontiert zu werden. Dabei hängt so vieles einfach nur von der Bildung ab. Die letzten Krisen haben sehr mit einem Bildungsdefizit zu tun. Der Islamismus ist jetzt nicht weit weg von Aberglauben befallene Menschen, die Wildtiere essen. Ich meine jetzt natürlich die Gürteltierfresser oder die Affenfresser und nicht die Reh- oder die Wildschweinfresser. Ihr wisst schon wie ich das meine.
Themen, die ich jetzt nicht wirklich ansprechen mag und dennoch machen muss: 800 Mille für die AUA, einfach so? Eine Luftlinie unter staatlicher Führung hat selten etwas Gutes gebracht, eine Standortgarantie hingegen schon. Lustig ist, dass die Grünen in der Regierung die AUA mitsponsern. Das hätten sich die Mädels und Jungs in Grün vor einem halben Jahr noch nicht träumen lassen. Erbschaftssteuer? Ja mit der VP wird das nicht gehen. Abgesehen davon, die Supermillionäre halten sich in den Spenden für die Forschung gegen das Virus ziemlich zurück. Auch eine Erkenntnis.

Am Ende zu Trivialem: der Aperol ist dieses Wochenende sehr günstig. Fällt unter Nachbarschaftshilfe. Aber damit finanziert man schon wieder einen Multi. Schmeckt mit Eis und einer dicken Olive am besten. So wie in Venedig. Dort sollen gerade die Delphine tanzen. Wenigstens irgendwer. Leben ist manchmal schwierig.

Cheers, auf’n Luther Buam!

Wa.

Freitag, 10. 04.2020

Wednesday, April 08, 2020

Corona and me – Tag 23 der Quarantäne



Austria – 12.519 Corona-Infizierte: (Zahlen identisch mit gestern) 

Also noch einmal, damit es auch gelebt wird: Design und Kleinigkeiten kauft man in der MuR in der Engen Gasse um die Ecke vom Frankowitsch. Dort kann man sich dann noch einen lustigen Spumante bestellen, ein bisserl Grazer angaffen oder doch auf einen Vino zum Gerry in die Bürgergasse gehen. Dort kann man kurz in die Galerie Kunst & Handel schauen, die haben auch wunderbare Zeichnungen, Kunst muss gefallen, nicht immer teuer sein.

Von dort könnte man kurz zum Ferl auf ein Gulasch schauen, ein kleines Bier dazu, oder auch zwei. Gerne weiter zur Buchhandlung Moser, Herrn André fragen, was es Neues gibt, er ist nämlich der Spezialist für Hard-Boiled-Crime. Zu Angelika in die Bücherstube auch noch, eine neue Frisur im Zeitgeist, die schaffen das auch noch bei drei Haaren, Vinyl im Inandout-Records.

Dann in den Benetton an der Ecke Hans-Sachs-Gasse, der ist in Italien pleite gegangen, hat jedoch die letzte Dependance weltweit (in Graz) nicht geschlossen, weil sie nicht wussten, dass Graz noch existiert. So konnten wir heimlich das Benetton Museum eröffnen, als Direktor mit Herrn Toscani, der sich in unserer Stadt eh wohl fühlt. Sie können heute in den Benetton gehen und glauben, dass Sie noch immer noch bedient werden, ein großes Schauspiel, legen Sie nach der Vorführung ein Trinkgeld an die Kassa, bedanken Sie sich für das gute Theater  – und überhaupt, ihr Pfosten, würde es keinen Benetton mehr geben, würdet Ihr es nicht wissen. Weil ihr zu selten hier seid. (Aber jetzt, ohne reisen ;)))

Freunde, so wie jetzt oft regional und lokal bestellt wird, zumindest vorgegeben wird, so oft würde man den Grazer gerne wieder in seiner Stadt sehen, aber nicht nur an der Tschepper-Nuss-Spritzer-Budel ab 22 Uhr. Denn dann würde die Grazer Tschepper-Nuss natürlich wissen, dass es den Benetton noch gibt, und dass es sogar in der Annenstraße mit Van den Berg einen coolen Gewürz-Laden gibt. Und nein, der Gründer ist nicht aus den Niederlanden nach Graz eingewandert, weil wir in Graz so klasse Menschen sind, sondern der kommt echt aus Graz, hat halt ein gutes Werbekonzept. Was ich meine ist, dass es Corona braucht, um den Grazer wieder in Graz einkaufen zu schicken – zumindest online. Und am besten online bleibt. Muss ja niemand zwingend rein, in our town. Draußen bleiben, Briefe schreiben und bestellen, wir feiern auch so.

Nur so nebenbei: Schreibt eine FB Userin: Wann öffnet eigentlich wieder der Sturmplatz? Ich dachte mir, vielleicht nie wieder? Ich las dann ein zweites Mal: Sie meinte den Sturzplatz. Also, der hat zur Sicherheit zu, der Sturzplatz. Ws sonst wieder aufsperrt, werden wir bald sehen. So oder so.

Und ganz Graz sage ich: Der Motor springt an, oder der Motor springt an. So oder so.

bleibt's tapfer, bald gibt's Eier, meine Damen.

Wa. :)

P.s.: Van den Berg gibt's nur noch im Netz - dafür mit Haubenqualität, so behaupten Sie es und der Haubentaucher-Kühnelt stimmt dem zu. Dem kann man glauben.

Tuesday, April 07, 2020

Corona and me – Tag 22 der Quarantäne


Austria – 12.519 Corona-Infizierte: 

So, jetzt wäre ich fast nicht mehr zum Schreiben gekommen. Blöd, oder? Eben. Ich sage Ihnen auch warum: Ich war heute so um 18 Uhr laufen. Ich hatte gleich ein gutes Gefühl, weil das Essen schon länger hinter mir lag, also machte ich den ersten 10er diese Saison, die ja noch relativ kurz ist. Da habe ich beobachtet, dass die Menschen relativ gesittet sind. Natürlich, an neuralgischen Plätzen wird es kritischer, aber jetzt nix für die Gummiwurst oder so. (Schlagstock der Exekutive). Funktioniert eigentlich.

Sonntag am Morgen habe ich - wie vor Corona - so eine einzige echte Pizza an der Hausecke gesehen, wo ich wohne. Da hat sich wirklich einer ausgekotzt, vermutlich aus Frust, weil nix los war. Ich nenne das jetzt einmal „Sehnsuchtskotze nach einer anderen Zeit.“ Jetzt schaut aber die Studentenviertel-Gastro ziemlich alt aus. Ich weiß, das ist jetzt schon ganz gemein, weil die Wirte verdienen jetzt nichts, und müssen schon die Partner hackeln schicken, aber: Graz ist sauber, keine kaputten Autospiegeln mehr, und kein Grölen und Kotzen mehr zwischen Mittwoch und Sonntag. Wer hätte das gedacht. Das bitte ich auch bei den nächsten Rathaus-Umfragen zu bedenken. Wer Lärm und Dreck macht, haben wir nun schwarz auf weiß, das sind Besoffene aus den Abendlokalen.

Ah ja, eines noch, weil ja jetzt so viele mit der Maske herumlaufen. Wenn Ihr einkaufen geht, sprecht laut und deutlich. Die VerkäuferInnen sehen Eure Mimik nicht, und die Glasschutzwände sind jetzt auch nicht wirklich für die Akustik förderlich. Ich habe hier schon lustige Szenen erlebt. Zetteln würden zur Kommunikation auch gehen. Auf denen steht dann zum Beispiel „DAS IST EIN ÜBERFALL!“ Weil es wäre ja blöd, wenn man das nicht verstehen würde.

So, jetzt bin ich müde und wünsche noch euch allen eine gute Nacht,

bleibts tapfer!

Wa.

Monday, April 06, 2020

Corona and me – Tag 20 der Quarantäne



Austria – 11.920 Corona-Infizierte: 

Was nicht vorwärts geht, muss zurückgehen, alte physikalische Weisheit. So schaut es auch mit unseren Corona-Infizierten aus. Jetzt hat Österreich – das patriotische „wir“ will mir hier nicht so ganz über die Lippen kommen – sogar die Schweiz hinter sich gelassen, die zum Beispiel Massenveranstaltungen schon vor Österreich absagten. Ich freue mich schon auf die nächsten Headlines im Boulevard-Format: „Österreich biegt Virus!“ … „Kurz: Wie wir das Virus besiegten.“ …  „Die ganze Welt folgt jetzt dem österreichischen Beispiel!“ …  „Kogler: Das Virus war aristokratisch, königlich. Wir mussten es ausrotten.“ Jo mei, würde man im Bayern sagen, es könnte ja Schlimmeres passieren. 

Eigentlich sonderbar, dass alle Corona-Tagebücher von Nicht-Infizierten geschrieben werden. Abgesehen davon kommt vielleicht von Mr. Boris Johnson noch eines. Es bleibt jedoch ein gewisses Unbehagen zurück, solange es kein Gegenmittel gibt. So lange werden die Grenzen dicht bleiben. Das hat zur Folge, dass ganz Österreich den Sommerurlaub in Österreich verbringen muss. Ich weiß nicht, ob ich das auch so entspannend finden sollte, wie die Tatsache, dass „wir“ das Virus „besiegten“. Da der Tourismus kein Personal aus anderen Ländern holen kann, wird unser Land auch arbeitstechnisch ausgelastet sein. Es wird der Sommer der grantigen Kellner und frustrierten Kellnerinnen. Aber immerhin, Österreicher bewirten Österreicher. Bleibt der Einreisestopp, dürfte auch kein internationales Publikum zu unseren Festspielen. Ob die dann überhaupt stattfinden? Schwierig wird es auf alle Fälle. 

Also, weiter brav sein, ich bin’s auch,

euer Wa. 

Graz, 6. April 2020

Sunday, April 05, 2020

Corona and me – Tag 19 der Quarantäne


Austria – 11.907 Corona-Infizierte: 

Geh na! Jetzt habe ich mich schon gefreut. Die Ankündigung zu Ostern darf man zu fünft Eierbecken gehen, ließ die Dollar-Zeichen in meinen Augen aufleuchten. Ich dachte sofort auf eine Umsetzung als Theaterstück. „Party for five“, wo eben dann anständig was passiert. Die Linke in den sozialen Netzwerken hat sich schon gefreut und den Oster-Katholen-VP-Hammer ausgebackt und wollten schon zuschlagen. Anschober hat jedoch gleich korrigieret: Er falsch verstanden worden. Er wollte so nur der Bullerei den Weg in die privaten Gemächer ebnen, falls dort Oster-Partys stattfinden. Masseneierbecken, oder so. Also wird nix aus dem Theaterstück und die Linke kann ihren Hammer gleich wieder einbacken. Für die Regierung ist die Corona-Krise nicht so schlecht. Der Kanzler bestimmt gerne und der Vize verteilt gerne Geld. Diese Krise ließ die Patchwork-Regierung zusammenwachsen. Die Migration hätte sie eher getrennt.

Ah ja, Bildung geht uns alle an, hier hätte ich zwei Buch-Vorschläge:

Katastrophen gibt es nicht erst seit heute, wissen zwei Autoren zu berichten

Unbegreifliches begreiflich zu machen, ist eine Aufgabe in der Literatur. Noch immer nicht ganz verstanden wurde der 9/11, wie denn auch, es waren hier Terroristen am Werk, die nicht rational dachten, als sie mit zwei Flugzeugen aus der zivilen Luftfahrt das World Trade Center in New York in Schutt und Asche legten und zudem noch das Weiße Haus in Washington attackierten. Mitchell Zuckoff verfasste die Chronologie des 11. Septembers 2001 anhand der Ereignisse unter dem Titel 9/11 Der Tag, an dem die Welt stehen blieb.

9/11 im Detail 
Wahrscheinlich ist es die erste punktgenaue Recherche über den Ablauf der Ereignisse, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Mitchell Zuckoff befüllt die Ereignisse mit Leben. Er erzählt anhand der Tagesabläufe von Opfern und Tätern die Katastrophe nochmals nach, ohne das oberste Gebot der Objektivität außer Acht zu lassen. So mangelt es auch nicht an Kritik, wenn es um die laxen Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Land geht, als die Tragödie über die Vereinigten Staaten hereinbrach.
Natürlich ist der Journalist Mitchell Zuckoff dementsprechend lange im Geschäft, um zu wissen, wie er diese Non-Fiction-Reportage angeht, ohne dass er seine Leser verliert. Bei über 700 Seiten eine gar nicht so einfache Aufgabe, zudem dem Leser der Ausgang der Tragödie bewusst ist. So füllte er das Buch mit Schicksalen an. Fazit: Ein dramatisches Buch über Ereignisse, die man glaubt, schon zu kennen und erneut zum Leben erwachen. Das Leben in dieser überlangen Reportage entsteht durch die Liebe zum Detail und auch im Wissen des amerikanischen Alptraums.

Die Ahnherrinnen 
„Der freie Hund“, so nennt sich der neue Krimi von Wolfgang Schorlau. Bekannt wurde er durch seine „Dengler-Krimis“. Ein Markenzeichen des Autors ist eine gewisse Reiselust, so ließ er auch schon in Portugal ermitteln. Und jetzt ausgerechnet Venedig. Ob das gutgehen kann, fragt man sich als Leser, denn Venedig ist ja die Krimihochburg, die mit Patricia Highsmith und Donna Leone zwei unterschiedliche, aber nicht zu unterschätzende Ahnherrinnen der Krimi-Literatur beherbergt.

Wolfgang Schorlau hat sich jedoch seine Sporen schon verdient und weiß in welche ausgetretenen Pfade er nicht marschieren soll. Zum Inhalt: Eine Gruppe von Studenten will verhindern, dass weiterhin Kreuzfahrtschiffe vor dem Markusplatz anlegen, da sie mit der damit verbunden Erosion des Bodenmaterials und der Wasserverschmutzung durch den Treibstoff zu einem wesentlichen Teil verantwortlich sind, dass Venedig einmal untergehen wird. Plötzlich wird der Anführer der Studenten ermordet aufgefunden. Mit Claudio Caiolo hat sich Schorlau einen italienischen Co-Autor an Bord geholt, dadurch hat der Krimi italienisches Blut in sich. Ob sich Commissario Morello in Venedig durchsetzen kann, bleibt offen. Die Ahnherrinnen des Venedig-Krimis und ihre Fans sind unerbittlich.

Mitchell Zuckoff: „9/11 Der Tag, an dem die Welt stehen blieb“ 701 Seiten, Fischer Verlag
Wolfgang Schorlau: „Der freie Hund“ 325 Seiten, Kiepenheuer & Witsch

© Vorarlberger Nachrichten / Martin G. Wanko

Saturday, April 04, 2020

Corona and me – Tag 18 der Quarantäne



Austria – 11.525 Corona-Infizierte: 


Ich will mich ja nicht aufregen, die Regierung macht auch einen guten Job, wenn ich heute jedoch von der Justizministerin lese, dass den Menschen die Miete gestundet wird, sie in dieser Situation nicht gekündigt werden dürfen und sie die Miete erst am Ende des Jahres zurückzahlen müssen – das klingt fast schon zu verlockend, aber bitte, gerade an meine Leser unter 30, immer eines mitdenken: bis zum Ende des Jahres müsst ihr alles wieder zurückzahlen, das heißt dann doppelte Miete verdienen, sagt euch der Wa.

Wenn wir schon beim Goschern sind: Eine Blitzumfrage besagt, dass die Grazer zurzeit nicht sehr gerne online shoppen, weil parallel dazu keine Geschäfte offen sind. Das ist aber ja schon schön schad! Dieses Statement kommt genau von den Damen und Herren, die sich freuen, wenn alle Geschäfte offen haben, aber den Tennisschläger dann doch 10 Euro günstiger im Online-Laden kaufen. Weil dort bekommen sie auch noch drei Tennisbälle gratis dazu. Lebensgefühl lässt sich nicht kaufen, dazu braucht man auch eine lebendige Stadt. Sich bitte auch nach dem Königsvirus sich daran zu erinnern.

Weil wir gerade beim Thema sind: Heute gehe ich wieder einkaufen. Der kleine Spar hat schon gestern keine Masken mehr gehabt, wie das wohl morgen wird? Maskenprügelei? :) Wäre eine Prämiere. Wegen Hygiene oder Gesundheit hatte man sich in diesem Land selten gebügelt. Wahrscheinlich noch nie. In Österreichs streitet man sich um die letzten Kiste Bier im Angebot oder um das Kilo Schnitzelfleisch am Samstag. Wird das nicht mitgebracht, gibt’s zu Hause Klesch! Apropos Klesch! Der Klescher, für viele die beste Konditorei in Graz, in der Alten Poststraße hat heute ebenfalls geöffnet. Am Abend sind dann der Markart und der Wanko um 22 Uhr in Ö1 im Radio, eine Sendung über Triest, also eh bekömmlich. Anhören, bitte – viel Abendprogramm dürfte eh nicht laufen ;))) Dazu trinke ich einen Krispel. Dazu Vulcano Schinken. Ein bisserl eine Mischung muss auch jetzt sein.

Nach wie vor sage ich, da müssen wir durch, sonst hätten wir das nicht anfangen dürfen. Trotz aller Kacke. Wenn Sie jetzt ein bisserl mehr Zeit haben als sonst, wie wäre es mit lesen? Zum Beispiel meinen Roman Bregenzer Blutspiele, erhältlich in der Edition Keiper unter www.editionkeiper.at

Nice Weekend!

Bleibt’s sauber und haltet’s die Ohren steif!

Euer Wa.
04.04.20

Friday, April 03, 2020

Corona and me – Tag 17 der Quarantäne

Austria – 11.199 Corona-Infizierte:


Also, so proportional gesehen geht das Ding langsam zurück, aber noch liegt unser System auf der Intensiv, könnte man fast sagen. Aber wir sehen das jetzt einmal positiv, der Patient scheint zurückkommen zu dürfen. Den öffentlichen Raum zu desinfizieren scheint nichts zu bringen, meint unsere Regierung, wenn ich mich hier nicht verhört habe. Ich habe hier ein bisserl das Gefühl, die Regierer sagen immer es bringt eh nix, bis sie es auf die Reihe bringen, siehe Masken. Wahrscheinlich besser als Panik. Hilft halt auch nix. Freue mich aber schon voll auf die Manderln im Astronautenanzug die die Busstationen und die Stadtparkbänke absprühen. Hat was von SF-Filmen aus meiner Jugend.

Schnell noch was: Stand gestern auf orf.at: Um sich rein körperlich anzustecken, muss der Viren-Habschi höchstens einen Meter von einem entfernt sein und das eine Viertelstunde. Das bedarf sehr viel körperlicher Nähe, ich mein das kommt in Wahrheit auf Körperkontakt raus. Habe schon immer gewusst, dass der Prince Charles ein schlimmer Finger ist!
Das macht aber tatsächlich Veranstaltungen schwer möglich, solange es kein probates Gegenmittel gibt. Man stelle sich vor, man sitzt in der Oper, und der Besucher neben einem, den man sich nicht ausgesucht hat, hat einen trockenen Husten, zumindest glaubt man das zu wissen. Ja, Schweißperlen sammeln sich langsam auf der Stirn und nicht nur wegen der Hitze. Plötzlich, man kann nicht anders, steht man auf und meint: „Entschuldigung, aber Sie kommen mir doch ein wenig zu coronös vor!“, steht auf und geht.

Nice Weekend!

Bleibt’s sauber und haltet’s die Ohren steif!


Wa.

03.04.20

Wednesday, April 01, 2020

Corona and me – Tag 16 der Quarantäne

Austria – 10.500 Corona-Infizierte: 


Tatsächlich haben meine Tochter und ich jetzt jeden Mittwoch unsren Shopping-Day eingelegt, hö, hö. Dieser führt uns nur bis zum Supermarkt, geht also relativ schnell. Heute war also Maskenball angesagt. Tatsächlich war ein Security am Eingang, der uns eine Maske in die Hand drückte und schnell zur Vorführung antrat. Soll fünf Stunden funktionstüchtig sein, dann braucht man eine Neue. Fairerweise muss man sagen, die Masken halten dicht. Man sagte uns aber gleich, wir sollten die fünf Stunden ausnutzen, die eine Maske hält, weil so viele haben sie nun auch wieder nicht auf Lager. Für einen späten Mittwochnachmittag als Erstausgabetag klang das dann doch nicht ganz solide, aber vielleicht kommen noch welche nach. Die Einkaufswagen wurden dann auch noch an der Griffstange keimfrei gemacht. Irgendwie sicher sinnvoll, zeitgleich auch verunsichernd. Warum ist das bis jetzt nicht passiert? (Die Burka-Miezen, bzw. deren Männer hatten natürlich ihren Spaß. Der Schleier sah jetzt fast schon wie vor dem Vermummungsverbot aus.)

Und so nebenbei: Mögen die Masken helfen! Hätte ich vor einigen Monaten jemandem gesagt, was man mit uns machen kann, geglaubt hätte man mir nicht - und ich mir wahrscheinlich auch nicht. Mit der App dann wirklich bemerkenswert. Wie gesagt, möge das alles helfen.

Wir gingen also mit der Maske durch den Supermarkt, da traf ich noch zufällig eine alte Bekannte aus der Schulzeit, hatten wir auch nicht gedacht uns so gegenüberzustehen. Das Gefühl ist halt komisch, weil wir das Tragen der Maske nicht gewohnt sind. Wie halt ein neues Kleidungsstück. Die Tischick ist ja auch komisch, wenn man zum Rauchen beginnt, so deppert haben wir heute auch alle ausgeschaut. Arzt wird man ja auch nicht von heute auf morgen.
Diese Verunsicherung scheint auch, wie im letzten Blog beschrieben, durchaus gewollt zu sein. Die Menschen sollen zu einander Abstand halten. Sie sollen spüren, dass etwas nicht stimmt. Das ist gelungen. Jetzt sage ich wirklich einmal, willkommen im Dschungel, mal schauen, was als nächstes kommt. Vergesst mir aber bitte die älteren Mitbewohner nicht. Gerade die nicht, die alleine stehen. Die verstehen die Welt nicht mehr. Natürlich verstehen sie sie, aber sie haben schon eine Scheißzeit in ihrer Kindheit und frühen Jugend hinter sich, bevor sie unser Land wiederaufbauten. Also, Talk is cheap, kostet ja nix. Führen sollten wir den Talk trotzdem,

Euer Wa.

01.04.20