Sunday, April 05, 2020

Corona and me – Tag 19 der Quarantäne


Austria – 11.907 Corona-Infizierte: 

Geh na! Jetzt habe ich mich schon gefreut. Die Ankündigung zu Ostern darf man zu fünft Eierbecken gehen, ließ die Dollar-Zeichen in meinen Augen aufleuchten. Ich dachte sofort auf eine Umsetzung als Theaterstück. „Party for five“, wo eben dann anständig was passiert. Die Linke in den sozialen Netzwerken hat sich schon gefreut und den Oster-Katholen-VP-Hammer ausgebackt und wollten schon zuschlagen. Anschober hat jedoch gleich korrigieret: Er falsch verstanden worden. Er wollte so nur der Bullerei den Weg in die privaten Gemächer ebnen, falls dort Oster-Partys stattfinden. Masseneierbecken, oder so. Also wird nix aus dem Theaterstück und die Linke kann ihren Hammer gleich wieder einbacken. Für die Regierung ist die Corona-Krise nicht so schlecht. Der Kanzler bestimmt gerne und der Vize verteilt gerne Geld. Diese Krise ließ die Patchwork-Regierung zusammenwachsen. Die Migration hätte sie eher getrennt.

Ah ja, Bildung geht uns alle an, hier hätte ich zwei Buch-Vorschläge:

Katastrophen gibt es nicht erst seit heute, wissen zwei Autoren zu berichten

Unbegreifliches begreiflich zu machen, ist eine Aufgabe in der Literatur. Noch immer nicht ganz verstanden wurde der 9/11, wie denn auch, es waren hier Terroristen am Werk, die nicht rational dachten, als sie mit zwei Flugzeugen aus der zivilen Luftfahrt das World Trade Center in New York in Schutt und Asche legten und zudem noch das Weiße Haus in Washington attackierten. Mitchell Zuckoff verfasste die Chronologie des 11. Septembers 2001 anhand der Ereignisse unter dem Titel 9/11 Der Tag, an dem die Welt stehen blieb.

9/11 im Detail 
Wahrscheinlich ist es die erste punktgenaue Recherche über den Ablauf der Ereignisse, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Mitchell Zuckoff befüllt die Ereignisse mit Leben. Er erzählt anhand der Tagesabläufe von Opfern und Tätern die Katastrophe nochmals nach, ohne das oberste Gebot der Objektivität außer Acht zu lassen. So mangelt es auch nicht an Kritik, wenn es um die laxen Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Land geht, als die Tragödie über die Vereinigten Staaten hereinbrach.
Natürlich ist der Journalist Mitchell Zuckoff dementsprechend lange im Geschäft, um zu wissen, wie er diese Non-Fiction-Reportage angeht, ohne dass er seine Leser verliert. Bei über 700 Seiten eine gar nicht so einfache Aufgabe, zudem dem Leser der Ausgang der Tragödie bewusst ist. So füllte er das Buch mit Schicksalen an. Fazit: Ein dramatisches Buch über Ereignisse, die man glaubt, schon zu kennen und erneut zum Leben erwachen. Das Leben in dieser überlangen Reportage entsteht durch die Liebe zum Detail und auch im Wissen des amerikanischen Alptraums.

Die Ahnherrinnen 
„Der freie Hund“, so nennt sich der neue Krimi von Wolfgang Schorlau. Bekannt wurde er durch seine „Dengler-Krimis“. Ein Markenzeichen des Autors ist eine gewisse Reiselust, so ließ er auch schon in Portugal ermitteln. Und jetzt ausgerechnet Venedig. Ob das gutgehen kann, fragt man sich als Leser, denn Venedig ist ja die Krimihochburg, die mit Patricia Highsmith und Donna Leone zwei unterschiedliche, aber nicht zu unterschätzende Ahnherrinnen der Krimi-Literatur beherbergt.

Wolfgang Schorlau hat sich jedoch seine Sporen schon verdient und weiß in welche ausgetretenen Pfade er nicht marschieren soll. Zum Inhalt: Eine Gruppe von Studenten will verhindern, dass weiterhin Kreuzfahrtschiffe vor dem Markusplatz anlegen, da sie mit der damit verbunden Erosion des Bodenmaterials und der Wasserverschmutzung durch den Treibstoff zu einem wesentlichen Teil verantwortlich sind, dass Venedig einmal untergehen wird. Plötzlich wird der Anführer der Studenten ermordet aufgefunden. Mit Claudio Caiolo hat sich Schorlau einen italienischen Co-Autor an Bord geholt, dadurch hat der Krimi italienisches Blut in sich. Ob sich Commissario Morello in Venedig durchsetzen kann, bleibt offen. Die Ahnherrinnen des Venedig-Krimis und ihre Fans sind unerbittlich.

Mitchell Zuckoff: „9/11 Der Tag, an dem die Welt stehen blieb“ 701 Seiten, Fischer Verlag
Wolfgang Schorlau: „Der freie Hund“ 325 Seiten, Kiepenheuer & Witsch

© Vorarlberger Nachrichten / Martin G. Wanko

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