Wednesday, November 25, 2009
Hey, ich bin eh potent!
Nancy ist ein sehr direkter Mensch. Sie kommt aus Kanada und scheint sehr weltoffen für die Probleme ihrer Mitmenschen, vor allem für Männerprobleme, zu sein. In ihrem letzten Schreiben an mich meinte sie Folgendes: „Es lauft im Bett nicht mehr wie frueher? Haben Sie das Gefuehl, dass ihre Potenz waehrend des Sex nachlaesst? Kommen Sie zu frueh? Oder haetten Sie einfach gerne laengeren und intensiveren Sex?“
Finde ich voll nett, dass sich Nancy um mich kümmern will, aber um meine Potenz muss sie sich nicht sorgen. Trotzdem, Nancy ist hartnäckig und mit ihr Stacy, Daisy, Lola und Isla. Sie alle wollen mir klarmachen, dass es bei mir nicht mehr läuft. Und nicht nur bei mir: Diese, oder ähnliche E-Mails gehen ziemlich wahllos an Millionen Männer und Frauen(!). Ich weiß nicht, wie sich die Frauen fühlen, wenn sie immer lesen müssen, dass es bei den Männern nicht mehr so läuft wie früher. Vielleicht sind sie ja ganz froh über den erschlaffenden Zustand der Penisse ihrer Männer, kann ja sein.
Erstaunlich ist, dass die Absender aus fernen Ländern uns Empfänger als absolute Weihnachtsfreaks sehen, denn sogar im Hochsommer finden sich in der Betreff-Zeile der Potenz-Briefchen folgende Worte: „Weihnachten fuer Sie“ oder „Weihnachten fuer Ihren Dick“, am besten kommt aber „Weihnachtsgeschenk fuer Sie!“
Ich stell mir das ziemlich hardcore vor, wenn der Santa Claus nicht mehr mit dem Coca-Cola Laster durch unser Land fährt, sondern mit einem Viagra-Geländewagen durch die Gegend kurvt und beim Verschenken der Pillen verkündet: „Das Leben ist zu kurz - geniessen Sie das in vollen Zuegen“ oder „Mit Geld kann man nicht alles kaufen! Die Potenz und ueber 20 Minuten Standhaftigkeit schon!“ So zumindest steht es in den Mails geschrieben.
O.k., kann ja sein, dass im Alter die blauen „Wunderpillen“ Abhilfe verschaffen, aber was ist, wenn man keinen Partner hat? Auch da gibt es schneller Abhilfe, als man glauben mag. Tatiana aus Russland zum Beispiel will uns alle unbedingt kennen lernen. Sie ist zwar in Deutsch eine absolute Null, aber der Unterhaltungswert ihrer E-Mail ist umso größer: „Hallo! Er sucht uber eine Dating-Site und ich mochte wirklich Ihr Profil ab. Ich habe eine Nachricht auf der Website, aber leider haben Sie mir nicht geantwortet. Ich wollte Ihnen zu begegnen. Ich bat um Hilfe fur die Verwaltung der Dating-Plattform. Sie gern hat mir geholfen. Sie gaben mir Ihre E-Mail und jetzt habe ich diesen Brief schreibe. Ich bin sehr glucklich, da? ich jetzt personlich schreiben konnen Sie eine Nachricht. Ich hoffe, Sie nicht verlassen, ohne mein Schreiben aufmerksam und achten Sie darauf, mir zu antworten.“
Au ja, Tatiana ist wahrlich ein Hammer! Besonders gefällt mir die Infragestellung des Glücks. „Ich bin sehr glucklich, da?“ Das trägt ein geheimes Zweifeln in sich. Und auch im letzten Satz die Sorge, ob ich ihr ja antworte. Wirklich reizend. Eine Rückantwort könnte in etwa so ausschauen: „Hallo Tatiana: Ich haben ein Frau und eine Kind. Damit sehr glücklich. Besser Sie lernen kennen Menschen in wirklichen Leben. Briefe schreiben, nicht besonders Ihre Starke. Und bitte mich nicht mehr schreiben, ich weil hassen SPAMS. Hoffentlich haben Geld in Winter, weil Russland Heizung oft kalt.“
wa.
Tuesday, November 24, 2009
Gedanken.
Friday, November 13, 2009
Gefängnisse auf dem Tiber?
Die ungastliche Mitte-Rechts Stadtregierung in Rom schickt sich nun an, alte Schiffe zu Gefängnissen umzubauen, weil die Kapazitäten in Rom erschöpft sind.
Da sollte man aber aufpassen. Auf das Meer würde ich so ein Schiff net schicken, könnte sich ja auf und davon machen. Und den schwimmenden Knast durch den Tiber gurken zu lassen, schaut auch net gut aus. Peter Ackroyd in seinem Sachbuch „Die Themse“ weiß davon zu berichten, dass bereits im 18. Jahrhundert die Engländer von den Gefängnisschiffen Gebrauch machten. Meutereien und Unruhen standen auf der Tagesordnung. Die Unruhen waren wohlbegründet: Durch den schwimmenden Knast auf der Themse, musste man die Verbrecher nicht mehr nach Australien ausschiffen, was den Häfenbrüdern wenig gefiel. Nach einigen Jahren ließ man diese Idee wieder fallen.
Wa.
Wednesday, November 04, 2009
Mein Haberer Barack!
Ich will jetzt nicht angeben, aber Barack hat mir geschrieben, Barack Obama, genau, der Präsident der Vereinigten Staaten. Er schreibt mir öfters, wie hunderttausend anderen auch. Ich trug mich vor der US-Wahl auf seiner Mailinglist ein, seitdem bekomme ich seine Mails. Im Wahlkampf hat er mich gelegentlich um Kohle angepumpt, auch sollte ich für ihn lässige Wahlpartys machen, für gute Stimmung sorgen und so nebenbei auch wieder Spenden einsammeln. Seit der Wahl habe ich nur noch spärlich Post bekommen, in der letzten Zeit überhaupt keinen mehr. Ich dachte schon, dem Kerl ist etwas passiert, aber dafür war er zu oft in der Zeitung. Vor Kurzem kam jedoch ein starkes Lebenszeichen: Er hat mir in aller Herrgottsfrüh verkleckert, dass sie, Michelle und er den Friedensnobelpreis bekommen haben. Voll nette Mail, denke ich mir, der Mann hat durchaus Charakter, denn dieses Mal haut er mich um keine Kohle an. Die Frohbotschaft alleine muss reichen.
Einige Tage später lese ich die Headline, dass der Friedensnobelpreisträger die Truppen in Afghanistan erhöht. Das passt doch nicht! Irgendwas haut da nicht hin. Der Friedensnobelpreisträger erhöht die Truppen. Klingt irgendwie gleich wie „Veganer essen Tigerfleisch“, „Gesundheitsministerin beim Tschick-Schmuggeln erwischt“ oder „Polizist wird zum Einbrecher“. Ich schüttle den Kopf.
Abends setzte ich mich zur Glotze. Ein seltenes Ereignis, da ich glaube, dass die Welt vom Fernsehen nur blöder wird. Es läuft gerade der Assinger mit seinem Millionen-Quizz. Die 10.000 Euro Frage lautet: „Wer ist in Goethes Faust des Pudels Kern?“ Zum einen bin ich schwer entsetzt, dass man mit so einer 6. Klasse-Mittelschule-Frage satte 10.000 Euronen abcashen kann, zum anderen bin ich noch ein bisserl entsetzter, weil der Kandidat die Antwort nicht weiß. In solchen Momenten sieht man dann den Assinger leiden, ich glaub insgeheim verzweifelt er an Österreich. Es kommt noch schlimmer: Selbst der Telefon-Joker hat keine Ahnung vom Pudels Kern und ich denk mir nur: Der Teufel soll euch holen, wenn ihr dermaßen deppert seids!
Ich schalte einige Programme weiter und nach diesem Goethe-Einfahrer ist mir nach einer Amnesie zumute. Ich will vergessen, wie ungebildet die Menschen bei uns sind. Nach der Amnesie fragt grad ein Privatsender: „Wenn man sich an nichts mehr erinnern kann, hat man dann die Amnesie oder die Annemarie?“ Die Annemarie finde ich als Antwort sehr super. Ich gehe mit der Annemarie im Kopf durchs Leben und weiß von nichts. Ich denke wieder an meinen E-Mail-Freund Barack. Vielleicht hat der auch die Annemarie im Kopf und weiß von nichts, hat keine Ahnung von seinem Nobelpreis, verschickt ein paar tausend Truppen nach Afghanistan und vergisst das gleich wieder. Eigentlich ein schöner Zustand, wenn man Scheiße baut und nicht mehr davon weiß.
Die ÖBB ist übrigens auch von der Annemarie befallen. Wenn die schon das halbe Netz streicht, warum nicht gleich das ganze? Hätte etwas Ehrliches. Wir scheißen auf die Bahn und dafür müssen uns die Brummis via Autostopp quer durch Österreich mitnehmen. Denen erzählen wir dann etwas vom Pudels Ker, von Obama dem E-Mail-Freund, sowie von der Annemarie und der Amnesie.
Wa.
(c) "Frontal" 2009.
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