Dan Jordan ist ein anerkannter Geschäftsmann, der
in einer gehypten IT-Firma in Silicon Valley groß abzockt. Aber er hat vom
turbulenten Leben die Schnauze voll und sehnt sich nach etwas Ruhe für sich und
seine Familie. Er hat auch einen passablen Plan: Nach Ablauf der Sperrfrist
will er seine auf einen gigantischen Gewinn angewachsenen Firmenaktien
verkaufen. Drei Tage fehlen noch zu seinem Glück, doch dann geht’s Schlag auf
Schlag: Gekündigte IT-Spezialisten erpressen ihn, hinzu kommt ein bulliger
Glatzkopf, der ihn verfolgt, und schließlich ist da Jordans Frau, die ihn zu
einer Sextherapeutin schleift.
Bizarr und
skurril
Krimis über wuchtig wachsende Technologiekonzerne
gibt es tatsächlich schon einige. Selten sind sie jedoch so temporeich und
zugleich mit unvorhersehbaren Wendungen ausgestattet wie „Cash Out“ von Greg
Bardsley. Besonders gut gelingt es dem Autor Silicon Valley und die ganze
IT-Branche in äußerst schlechtem Licht darzustellen. Es scheint der Ort zu
sein, wo ohne jegliche moralische oder ethische Komponente nach Lust und Laune
agiert werden kann. An skurrilen Charakteren und bizarren Handlungssträngen
mangelt es der Story nicht, einziger Wermutstropfen ist das etwas zu seichte
Ende. Die Abrechnung hätte gewaltiger
ausfallen können. Ein paar Tätschen mehr aufs Maul wäre schon gut gewesen. Solche Abrechnungen sind doch fein zu schreiben!
Während Greg Bardsley gemäß dem Webzeitalter einen
äußerst temporeichen Thriller hinlegte, besann sich William Shaw auf die
Tradition des klassischen Krimis, der dadurch sehr gut in das Swinging London
der 1960er-Jahre hineinpasst. Aber no Panic, das Ding ist nicht verschnarcht. Kurz zum Inhalt: Ein Mädchen wird in einem
Hinterhof tot aufgefunden, keiner kennt dessen Identität, ein Sexualverbrechen
wird nicht ausgeschlossen. Detective Breen muss den aussichtslosen Fall
übernehmen und seine junge Kollegin Tozer soll ihn dabei unterstützen. Das
Verbrechen wurde in der Nähe der berühmten Abbey Road Studios begangen und
schon bald findet sich das zu Beginn sehr unglücklich agierende Polizisten-Duo
in der Beatles-Szene wieder. Ein pikantes Detail am Rande erschwert die Arbeit:
Tozers jüngere Schwester wurde ebenfalls tragisches Opfer eines Sexualdelikts
und die Ermittlerin ist darüber noch nicht hinweggekommen.
Ungeschöntes
London
Shaw scheint die Swinging Sitxies in London zu
kennen wie seine Westentasche. Häppchenweise lässt er die wilde Zeit einfließen
und spart nicht mit Fakten, beispielsweise der Verhaftung von John Lennon wegen
illegalen Drogenbesitzes. Der Autor bleibt jedoch nicht in den pulsierenden
Vierteln hängen, sondern zeigt auch den farblosen Osten der Metropole und ihre mürrischen
Bewohner in der noch lange nicht verebbten Nachkriegszeit. William Shaw ist ein
Meister der Charakterzeichnung, weiß trotz aller Behutsamkeit zu überraschen
und schickt die gesamte Hippie-Gesellschaft auf einen sehr lesenswerten
Horrortrip.
Wa.