England 1984.
Margareth Thatcher legte sich mit den mächtigen Kohle-Gewerkschaftern an
und gewann schlussendlich den unrühmlichen Kampf. Ein in dieser Redaktion vor
kurzem besprochenes Buch, David Peace 1984, zeugt von diesem dunklen Kapitel in der englischen
Geschichte, die Großbritannien an den Rande eines Bürgerkriegs brachte. Ein
bunter Farbklecks war jedoch der Zusammenschluss einer Londoner Lesben- und
Schwulengruppe mit einem Waliser Bergarbeiterdorf. Die flippige Bande setzte
sich in den Kopf, für die Bergarbeiter Geld zu sammeln, damit sie den Kampf
gegen das Regime besser bestehen können. Außenseiter helfen Außenseiter,
sozusagen. Die L.G.S.M. (Lesbians and Gays Suport the Miners) elf Gruppen in ganz
Großbritannien, ging in die englischen Geschichtsbücher
ein.
Der Regisseur Matthew Warchus machte daraus eine typisch
britische Komödie, mit viel Herz und Hirn, jedoch ohne große Experimente. Gegenseitige
Vorurteile werden abgebaut, die gemeinsamen Ziele in den Vordergrund gestellt. Man
kann „Pride“ auch als gelungene Milieustudie sehen. Sehr authentisch fing er
das Leben aus dem Jahre 1984 ein, in der die Londoner Gay-Bewegung eigentlich
das vorgab, was heute landläufig von der Jugend gelebt wird: „Hab Spaß, lebe
dein Leben und bekenne dich zu deinen Leidenschaften.“ Fast nostalgisch wird es
einem zumute, wenn man sieht, dass dieses Feeling auch mit einer
gesellschaftspolitischen Leidenschaft gepaart werden kann. Gespickt mit dem
damals üblichen Clubsound, u.a. The Smith, Bronski Beat und Frankie Goes to
Hollywood, ist der Film auch als schönes Revival fernab von 1980er-Feten zu
sehen. Neben den jungen Schauspielern wie George MacKay und Andrew Scott gefiel
vor allem Bill Nighy, als alternder Gewerkschafter. Fazit: Ein mehr als
gelungener Rückblick in die Mitte der 1980er-Jahre, die bei genauerer
Betrachtung alles andere als fad und ideenlos waren.
Wa.
Die Redaktion bedankt sich beim Radiosender Soundportal und
Cineplexx Graz für die Einladung zur Vorpremiere. Der Kinostart ist am
31.10.2014.