Es musste ja sein, einmal kommt er zurück, zumindest
literarisch.
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Mit dem Titel „Er ist wieder da“ kann auch im Anbetracht des
Covers nur einer gemeint sein: Adolf Hitler. Nun, der deutsche Autor Timur
Vermes lässt Hitler nach einem äußerst langen Schlaf – seit 1945 bis heute –
wieder erwachen. Hitler schaut noch ganz gut erhalten aus und hat, sofern das
möglich ist, noch nicht den Verstand verloren. Das macht ihn nach wie vor
gefährlich.
Der Autor lässt Hitler in Berlin in der Nähe des ehemaligen
Führerpunkers erwachen und führt ihn zu einem Kiosk, wo er einmal mit dem
Nötigsten versorgt wird. Hitler handelt sich weiter, von Station zu Station,
bis er in einer Talkshow landet und macht dort die Quote. Plötzlich steht auch
eine neuerliche Parteigründung im Hause. Natürlich geht man als Leser mit
Vorbehalt an die Sache ran. Immerhin ist Deutschland ein Staat mit einer
Verfassung und Gesetzen die besagen, was zu tun ist, taucht ein Kriegsverbrecher
aus dem 3. Reich wieder auf. Mitunter gibt es auch die EU die einschreiten
würde. So viel einmal zur Realität. Ansonsten lässt sich der Autor zu einem
„interessanten“ Experiment hinreißen: So lange jeder Mensch glaubt, es handle
sich um einen Hitler-Imitator, funktioniert das Spiel auf der Bühne wie im Leben,
sofern die Hitler-Masche als Kunst gewertet wird. Soll man nun dieses Buch
lesen? Ich glaube schon, da es ganz einfach offenlegt, wie schlimm es um unsere
Gesellschaft steht, dass der wohl bestialischste Diktator des 20. Jahrhunderts
auch nur eine Minute frei herumlaufen könnte und auch um zu sehen, wie
schlüpfrig und nach Quoten heischend unsere Medien heutzutage arbeiten. Manchmal
muss man auch lachen, nicht weil Hitler witzig ist, sondern weil der Autor Sinn
für Humor besitzt. Tatsächlich ist „Er ist wieder da“ eine Absage auf die
gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 25 Jahre.
Werner Spies und die Kunst des 20. Jahrhunderts |
Dagegen liest sich „Mein Glück“ von Werner Spies wie Labsal
auf offene Wunden. Werner Spies lehrte in der Düsseldorfer Kunstakademie, war
Direktor des Museums für Moderne Kunst in Paris und war über 30 Jahre Paris-Korrespondent
und Autor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er lernte auf sehr sympathische
Art die Großen seiner Zeit kennen. Max Ernst, Samuel Becket, Pablo Picasso und
viele mehr. Aus Werner Spies sprudeln Namen und Wissen wie aus einem niemals
versiegenden Quell. Spies brucht keine Absätze, er reiht Sätze aneinander, und
wird trotzdem nie einfältig: Sein subtiler Blick zurück in die 60er-Jahre, von
Eugène Ionesco über Nathalie Sarraute bis zu Jeanne-Claude und Christo, seine
Berichterstattungen darüber sind Meilensteine im Deutschen Feuilleton. Durch
seine sehr eigene Betrachtung der Kunst gab er dem Künstler und auch dem Leser
seit jeher viel zurück. Aber natürlich, viele Weggefährten Spies‘ haben bereits
das Zeitliche gesegnet, doch auch hier hält der Autor Contenance: Sein ungeschönter Blick in den Tod ist weder
lustig noch traurig, sondern stimmig und wie Spies‘ ganzes Leben, nicht ohne
Neugier.
Wa.
Timur Vermes: „Er ist wieder da“ 396 Seiten, Eichborn Verlag
Werner Spies: „Mein Glück“, 605 Seiten, Hanser Verlag.
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