Die Stadt ist wie ein pulsierender Organismus und
jeder Organismus hat ein Gebiss. Die vorderste Zahnreihe ist meist die, die am
schönsten poliert wird, soll ja etwas hermachen, unsere Stadt. Da ich jeden Tag
am Glasics zur Arbeit gehe, sehe ich den langsamen Niedergang dieser einstigen
Prachtstraße. Antiquariate sperren zu, Lokale machen nicht auf, kleine, an die
Universität gebundene Betriebe geben w.o. So manch Oase versiegt und wird
anderenorts wieder gesichtet, zum Beispiel die Pastaria. Dazu verdreckt das
Glacis zusehends. Da mag man doch nicht einmal mehr mit dem Fahrrad unterwegs
sein. Vielleicht doch die Sperrstunde nach Hinten verlegen? Das könnten sich
Lokale wieder rentieren und vom Glacis könnte der Schall in Richtung Stadtpark
verlaufen, das wäre auch für die Anrainer gut.
Und überhaupt: Außerhalb von Graz wird man gerne
gefragt: Und was wird nun als Nächstes bei euch verboten? Also, Leute im
kreativen Umfeld wollen in so eine Stadt nicht kommen, Verbote kommen ihnen zu
creepy vor. Die sind aber der Humus für die Zukunft. Künstler und Kreative, die
machen’s aus. Blöd aber, weil die halt immer die Goschen offen haben und eifrig
meckern. Früher sind die wenigstens „nur“ im Wirtshaus gesessen, haben Dinge
ausgeheckt, die sogar „die Zeit“ daraufhin abgedruckt hat. Heute gehen die
Herrschaften zwar auch ins Wirtshaus aber mitunter laufen sie auch oder halten
sich sonst wie fit. Und so kommt es, dass ich gestern, Sonntag, am 16.10. laufen
war. Der Oleander blüht, die Oliven stehen noch im Freien, in der Sporgasse
machen Eishändler noch gute Umsätze. Und so verlässlich wir jetzt bereits seit
Jahren keinen Frost mehr im Oktober haben, werden nach wie vor die Trinkbrunnen
der Stadt Graz zugesperrt, wie jedes Jahr, Mitte Oktober.
Fotos & Text: Wa.
No comments:
Post a Comment