Heinz Strunk ist ein Tausendsassa: Er ist Schauspieler, Moderator, Lebemensch, Freak, Kritiker und zum Glück auch Autor. Er ist der Mann fürs Grobe, der fast gegensätzlich, mit viel Feingefühl, unappetitliche Wahrheiten auf den Tisch bringt. Seine Qualitäten haben sich mittlerweile auch bei den Entscheidungsträgern herumgesprochen, so wurde der Hamburger mit seinem neuen Roman „Der goldene Handschuh“ für den Preis der Leipziger Buchmesse vorgeschlagen.
Die Vorhölle des Deliriums
Die Nominierung überrascht dennoch, da „Der goldene Handschuh“ ein schonungsloser Lokalaugenschein im Hamburg der 1970er-Jahre ist und jetzt nicht vordergründig literarisch wirkt. Strunk macht sich im Hinterhof der Reeperbahn auf die Spuren des Frauenmörders Fritz „Fiete“ Hanka, lotet sein Umfeld aus, beleuchtet die Destillen und wirft einen Blick auf Opfer und Täter. Gelegentlich springt der Autor in die bessere, scheinbar heile Welt, die der Reedereien und des großen Kapitals, aber auch hier nichts als Verderben unter der glänzenden Oberfläche. Der Autor zeigt mit der Hamburger Hafenspelunke „Der goldene Handschuh“ eine Art Vorhölle der Gescheiterten und Unglücklichen, der Geächteten und Geschändeten. Gelegentlich verliert er sich, abseits des berüchtigten Mörders, zu sehr in Details. Das tut aber der inneren Spannung keinen Abbruch. Literarisch einwandfrei, schuf er einen Recherche-Roman aller erster Güte. Die Bestürzung über menschenunwürdiges Leben in unseren Breiten hallt beim Leser noch lange nach.
Wa.
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