Für Krimis der alten Schule braucht es hingegen nicht viel. Pistolen zum Beispiel, Knarren, wie sie so schön heißen, dann und wann auch Sturmgewehre, Waffenschieber, einen Haufen Banknoten und Menschen, die nicht zwingend einer geregelten Arbeit nachgehen wollen. George V. Higgins war einer der großen amerikanischen Autoren, denen eines klar war: Sämtliches soziologisches und psychologisches Gerede braucht der echte Krimi nicht, solange er einen straffen Inhalt hat. Und dieser lebt vor allem von erstklassigen Dialogen sowie listigen Handlungsverläufen.
Higgins wusste genau wie der Hase läuft, war er doch
hauptberuflich Anwalt und vertrat in der Watergate-Affäre den Black-Panther-Aktivisten
Eldridge Cleaver. Seinen wiederentdeckten Roman „Die Freunde von Eddie Coyle“
siedelt er jedoch in der Unterwelt Bostons an. Eddie Coyle verschiebt Waffen.
Ihm selbst droht der Knast, also muss er Detective Dave Foley einen seiner Kunden
ans Messer liefern. Bloß wen? Sind doch alles keine netten Jungs, und auf einen
Racheakt muss er sich gefasst machen. Großartig, wie der Autor hier jeden um
sein Leben laufen lässt, wie sich die Kapitel vernetzen und Storys, die
alleingestellt schon einen Roman hergeben würden, ein großes Ganzes ergeben. So
nah an der Sprache und an den Personen zu bleiben ist wahrlich eine
Meisterleistung. Das Timing stimmt perfekt, auch kommt man in den 1970er-Jahren
noch ohne große Technik aus: Zum Telefonieren geht man in die Telefonzelle. Und
dort lässt man geile Sätze ab, zum Beispiel: „Das Leben ist hart, aber wenn man
blöd ist, ist es noch härter.“
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