Saturday, July 13, 2013

Dringende Leseempfehlung!






David Vann hat mit „Dreck“ einen der härtesten aber zugleich auch eindringlichsten und wahrscheinlich wichtigsten Romane der letzten Zeit geschrieben. Irgendwo in Kalifornien, ein Nest, eine übergroße Wahlnussplantage, eine abgewrackte Villa, die große Vergangenheit der Familie ist nicht einmal mehr ansatzweise spürbar. Der junge Galen ist 22, sehr unselbständig, sehr sonderbar und so nebenbei spirituell veranlagt. Er lebt mit seiner Mutter in der klapprigen Villa, genaugenommen von einem Fonds, der der Aufrechterhaltung des Hauses dienen soll. Die beiden werden von der Tante und der aufreizenden Cousine besucht und langsam wird klar, dass die Besucher eine Rechnung mit ihnen offen haben. Ein Ausflug zum familieneigenen Ferienhäuschen lässt die Situation entgleiten.

Der absolute Hammer

Mord und Totschlag gleich von der ersten Seite weg. Kälte, Inzest, Habgier, Missgunst, Betrug, Gewallt – die Liste könnte unendlich sein: Aus diesen Ingredienzien formt der US-Autor David Vann eine Geschichte, eine magische Geschichte über eine Familie, die in den letzten Zügen liegt. Ein großer Vorteil dieses Romans ist, dass der Autor nicht erklärend auf den Leser einwirkt, sondern die Dinge so beschreibt, wie sie nun mal sind. Er lässt der Geschichte in aller Brutalität aber auch in aller Sensibilität freien Lauf. Die Sprache ist den Situationen angepasst, mitunter auch ein Härtefall, das kann man jetzt mögen oder nicht, aber 2013 muss es einfach möglich sein, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Dreck“ ist hiermit eine dringliche Leseaufforderung.

Wa.

David Vann: „Dreck“ 297 Seiten, Suhrkamp Verlag. 



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