David Vann hat mit „Dreck“ einen der härtesten aber
zugleich auch eindringlichsten und wahrscheinlich wichtigsten Romane der
letzten Zeit geschrieben. Irgendwo in Kalifornien, ein Nest, eine übergroße
Wahlnussplantage, eine abgewrackte Villa, die große Vergangenheit der Familie ist
nicht einmal mehr ansatzweise spürbar. Der junge Galen ist 22, sehr unselbständig,
sehr sonderbar und so nebenbei spirituell veranlagt. Er lebt mit seiner Mutter
in der klapprigen Villa, genaugenommen von einem Fonds, der der
Aufrechterhaltung des Hauses dienen soll. Die beiden werden von der Tante und
der aufreizenden Cousine besucht und langsam wird klar, dass die Besucher eine
Rechnung mit ihnen offen haben. Ein Ausflug zum familieneigenen Ferienhäuschen
lässt die Situation entgleiten.
Der
absolute Hammer
Mord und Totschlag gleich von der ersten Seite
weg. Kälte, Inzest, Habgier, Missgunst, Betrug, Gewallt – die Liste könnte
unendlich sein: Aus diesen Ingredienzien formt der US-Autor David Vann eine
Geschichte, eine magische Geschichte über eine Familie, die in den letzten
Zügen liegt. Ein großer Vorteil dieses Romans ist, dass der Autor nicht
erklärend auf den Leser einwirkt, sondern die Dinge so beschreibt, wie sie nun
mal sind. Er lässt der Geschichte in aller Brutalität aber auch in aller
Sensibilität freien Lauf. Die Sprache ist den Situationen angepasst, mitunter
auch ein Härtefall, das kann man jetzt mögen oder nicht, aber 2013 muss es
einfach möglich sein, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Dreck“ ist hiermit
eine dringliche Leseaufforderung.
David Vann: „Dreck“ 297 Seiten, Suhrkamp
Verlag.
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