Wednesday, September 05, 2012

Zu Gast bei den Brunettis und Julian Barnes.

Englisches Karo und Canale Grande (Foto: Wa.)

 

Koche können kochen – aber eben nicht nur diese, sondern auch Autoren greifen ganz gerne zum Kochlöffel, wie Julian Barnes, der aktuelle Booker-Preisträger, in seinem ironischen Band „Fein gehackt und grob gewürfelt“ unter Beweis stellt. Jedoch mit dem Kochen ist das nicht so einfach, vor allem wenn man wie Barnes ein Pedant ist.

 

Balsam für den Hobbykoch.

Das Schöne ist, Barnes bekennt sich zum pedantischen Sein und kann über sich selbst lachen. Dabei es ist gar nicht so fasch, als Hobbykoch über den richtigen Umgang mit Kochbüchern zu klagen. „Eine mittlere Zwiebel“, „etwas Mehl“, „eine Prise Salz“. Täte man einen Fahrschüler mit solchen Angaben auf die Straße schicken, „nach Gefühl bremsen“ beispielsweise, würde es oft krachen. Klar lacht hier der Profi, aber wenn Barnes schon mal dabei ist auszuteilen, was in seiner Literatur eher selten vorkommt, dann geht er auch ins Detail. Es werden, ohne sie beim Namen zu nennen, auch hierzulande bekannte Fernsehköche durch den Kakao gezogen, gleich wie echte Starköche und ihre Lokale. Barnes geizt auch nicht mit Hinweisen um Katastrophen zu vermeiden: Der Amateurkoch sollte niemals nach Rezepten mit Fotos kochen, welche meistens gestellt sind und das Desaster des Hobbykochs so richtig sichtbar machen. Das Fazit aus dieser launischen Lektüre, die auch fernab von Moden einen Hauch altenglische Küche mit sich bringt, ist sowohl trefflich als auch tröstlich: Auch ein Desaster am Herd kann fein schmecken!

 

Venedig, des Kochs Dorado.

Ob man Donna Leons Krimis mag bleibt Geschmackssache, ihre Aufzeichnungen über Venedig, zum Beispiel „Kurioses aus Venedig“, sind auf alle Fälle sehr fundiert. Auch nicht von schlechten Eltern ist ihr neu aufgelegtes Buch „Bei den Brunettis zu Gast“. Hier wird in knappen Romanauszügen daran erinnert, welche Speisen Commissario Brunetti gerne isst. Zum anderen porträtiert die Autorin Venedig, gar nicht so unkritisch, von der kulinarischen Seite und stellt dabei auch einige Venezianer vor. Aber wenn es ums Kochen geht, ist die Autorin nicht eitel und überlässt es der Venezianerin Roberta Pianaro. Und die kann traditionell kochen, sage ich jetzt einmal.
Schön werden hier alle Gänge durchgekocht, auch getrennt nach Fleisch, Fisch, oder vegetarisch kann man kochen und das ohne sich jetzt einem hohen Schwierigkeitsgrad auszusetzen. Natürlich kann diese literarisch angereicherte Rezeptsammlung auch im Kontext der Geschichte Venedigs gelesen werden: Das Buch spiegelt so nebenbei Venedigs Reichtümer der alten Zeit wieder. Als Handelsstadt war ja Venedig seit jeher mit allen nur erdenklichen Speisen und Gewürzen in Kontakt, dementsprechend vielseitig sind die Gerichte. Getestet haben wir sie auch: Donna Leons Leibgericht zum Beispiel, das Kürbisrisotto. Benissimo! Also, um dieses Buch zu schätzen, muss man Brunetti nicht heißlieben. Könnte einem fasst die Idee kommen, Brunetti literarisch, also rein fiktiv, aus dem Leben zu ballern ;-).


Scotch Bonnet red, so schön, so scharf, mit Whisky hat er aber nix zu tun. (Foto: Wa.)


Ohne Cilli geht nix mehr.

 Ok, ich geb’s zu, Marillenpalatschinken mit Cilli habe ich noch nicht versucht, wäre aber auch eine Versuchung wert. Diese schönen Exponate hier am Bild habe ich vom Kollegen und Kumpel Mike Markart geschenkt bekommen – Scotch Bonnet Red. Ursprünglich aus der Karibik und echt wow. In der Scoville-Skala befinden sie sich nicht zu Unrecht im oberen Drittel und der Gaumen reagiert zu Beginn „überrascht“, springt wie eine Flipperkugel durch sämtliche Galaxien und dann meint er einfach: Hey Alter, ziemlich hot!

Und hier gehts übrigens zu Mike.


wa.

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