Da kracht die 45er Singel - aber keine Sorge, Paolo Sorrentino bringt eh genung Musik in seine Texte. |
Kennen tut man Paolo Sorrentino als Filmemacher, „This must be the Place“ war letztes Jahr sein großer Durchbruch, einem KZ-Drama mit Sean Penn in der Hauptrolle. Nun begibt er sich mit „Ragazzi, was habe ich verpasst?“ unter die Romanciers. Und es ist ein toller Wurf, das darf man schon vorab verraten. Tony Pagoda, ein Chanson-Star in den 1970er-Jahren, ist auf dem Olymp seiner Erfolge gelandet: Er feiert ein ausverkauftes Konzert in New York, Frank Sinatra zollt Beifall und daneben erlebt er dazu die typischen Tiefen im Showbiz. Silvesterfeiern auf unsäglichen Autobahnraststätten, trostlose Nächte im winterlichen Italien, eine nie in Erfüllung gegangene Liebe in Capri und eine Schießerei im Drogenmilieu, in die der Sänger nicht ganz unschuldig hineinrutschte. Wie im guten Film, denkt man sich als Leser, und Sorrentino kann wirklich visuelle Bilder in Worte fassen.
Paolo Sorrentino bleibt rau, schont den Leser nicht, sein Ahnherr im Film wäre zweifelsohne Martin Scorsese, nichts also für zart besaitete Geschöpfe. Er kristallisiert aus dem Leben seine eigenen Weisheiten, aber eben anders, essayartig, nachdenklich, und treibt dann doch den Inhalt wieder weiter. Das Buch ist insofern ein Glücksfall, weil hier keiner Abstriche noch Zugeständnisse macht, also sich im oberen Niveau der Literatur wiederfindet, ohne zu vergessen, dass ein Schuss Handlung den Leser am Roman bleiben lässt. Und natürlich lacht man auch auf, nicht zuletzt durch die wahrhaften, temperamentvollen Dialoge, die schon wieder als Parodie auf den Italo-Macho gelesen werden können.
Wa.
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