Allein der Name ist schon geil! Donald Ray Pollock. Dass Knockemstiff der Name eines Kaffs ist auch. Aber dazu ein paar Zeilen später. Kurz der Steckbrief zum Dichter: Keine fertige Schulausbildung, Arbeit in einer Fleischfabrik, als Lastwagenfahrer und einige Nebenjobs mehr – so schaut der Haberer auch aus, sag ich jetzt nur so nebenbei. Mit dem Nachholen des Schulabschlusses kam die Lust am Schreiben. Letztes Jahr erschien sein vielbeachteter Roman „Das Handwerk des Teufels“, jetzt wird das eigentliche Debüt des Autors nachgereicht: „Knockemstiff“. Übersetzt heißt das so viel wie „Haut sie alle zusammen“. Der Titel deutet schon stark auf die Inhalte der Kurzgeschichtensammlung hin, aber in Ohio gibt es wirklich einen Ort, der diesen Namen trägt. Absurd: Knockemstiff liegt heute als Geisterstadt brach, das aber nicht erst seit Pollocks Buch.
Ziemlich
viele Leichen, und trotzdem: Kein Krimi!
Im Buch ist Knockemstiff ein kleiner Ort im
Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, der nicht einmal ein anständiges
Restaurant besitzt und dessen Bewohner ein tristes Leben führen. Der
schüchterne Bobby muss seinem Vater beweisen, dass er ebenso ein Schläger ist;
ein anderer Bobby kämpft bei einem Familienbesuch gegen einen Rückfall in den
Alkoholismus an; Hank traut sich die verschärfte Tina nicht anknabbern und
hofft schlussendlich auf die Zusendung eines Bildes, das eine Reisefotografin
von ihnen macht. Hier sind viele kleine Geschichten zu einem lockeren Konvolut
vereint. Es scheint so, als hätte der Autor die Literatur zu alten, traurigen
Tom-Waits-Songs verfasst. Er schreibt im Jargon seiner Protagonisten und
vermeidet es tunlichst, sich über sie lustig zu machen, dosiert jedoch auch
sein Mitgefühl. Auf der Suche nach (gar nicht so) modernen, griffigen Kurzgeschichten
sollte man beim alten Pollock mal haltmachen.
Wa.
Donald Ray Pollock: „Knockemstiff“, 255 Seiten, Liebeskind Verlag.
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