links Streber, rechts Medienpunk mit roter Bürste.
Tom Rachman weiß wovon er schreibt: Seine Ausbildung zum Journalisten genoss er auf der renommierten Columbia Universität in New York, danach war er jahrelang Auslandskorrespondent der Associated Press in Rom und Frankreich-Redakteur im Harald Tribune. Und so mitten im Zeitungssterben nahm sich der Autor ein Herz und verfasste mit „Die Unperfekten“ einen Roman, der diese Wende in ein neues Medienzeitalter in einer alteingesessenen Redaktion miterlebt.
Die Titanic im Printformat
Rachman schreibt also einen 400 Seiten starken Roman über eine englischsprachige Tageszeitung, die in Rom erscheint und sein Zielpublikum in den USA hat. Ja, das ist schon vom Ansatz her ein schwieriges Konstrukt, aber egal, es ändert nichts an Rachmans Motiv. Der Autor hat einen Roman konzipiert, der in der Machart wie James Camerons Kinoklassiker „Titanic“ funktioniert. Der Leser weiß vom Klappentext weg, dass die Römische Zeitung am Ende ist, doch die Angestellten haben keinen blassen Schimmer davon. Der Autor nimmt sich nun einige Mitarbeiter, die er auf ihrem letzten Weg begleitet und wirft dazu einige geschickte Blicke in die Vergangenheit, die der Leser erst nach und nach versteht.
Die Geschichte als Summe bleibt aber auch so im melancholischen Bereich angesiedelt. Man hört richtig wie die Reporter in die Schreibmaschinentasten hämmern, alter Kaffee getrunken wird und die Aschenbecher übergehen. Aber im Gegensatz dazu bewegt sich die Welt doch weiter und sehr schnell noch dazu. Zum großen Showdown kommt es etwas zu spät, aber dafür verzichtet der Autor auf Kollateralschäden unter den Beteiligten und wirft einen kleinen Blick in die Zukunft.
Business mit roter Bürste
Wann immer im deutschen Fernsehen über Internet und Medien getalkt wird, sitzt ein Kerl mit knallroter Irokesenbürste in der Runde, den man eher in die Park- und Bahnhofanlagen als in die Fernsehstudios denken würde. Aber weit gefehlt: Der Freak nennt sich Sascha Lobo und ist im Grunde ein kluges Kerlchen, wenn es um die neuen Medien geht und verdient damit auch einen Haufen Kohle. Jetzt hat er aber etwas gemacht, was für ihn „absolut retro“ sein dürfte. Er hat einen Roman namens „Strohfeuer“ geschrieben, den es noch dazu nicht nur als E-Book, sondern auch ganz traditionell als Buch mit Klappen und Papierseiten zu kaufen gibt.
In diesem Roman geht’s laut Klappentext um die „Lebensgier in den Zeiten der New Economy“ und einem Fiesling namens Stefen, der diese Gier in sich trägt. Stimmt auch. Ist aber in Lobos Fall gar nicht so wichtig. Lobo schreibt einen Roman über das junge und nicht mehr so junge Deutschland, das über die gewohnten Strukturen anständig drüberfährt. Und trotzdem bleibt die Machart des Romans sehr traditionell. Eine Story mit Anfang, Ende und einem Zwischenteil mit einigen Höhepunkten und Geschwafel über die Pixel- und Dotcom-Firmen, die alleine auf virtuellem Weg ihr Glück versuchen. Ich sage jetzt einmal, dass Sascha Lobo in Wahrheit ein Traditionalist ist, der alte Inhalte im neuen Gewand präsentieren will und das funktioniert auch ganz gut so.
Wa.
4 comments:
coole Sache
He, wird da jetzt zensiert oder was? So kenn ich dich ja gar nicht, Wa.
Ja, blieb mir leider nichts anderes übrig, weil sich hier ne mistassel breitgemacht hat, die blöd herumgestalkt hat. So ists nun mal im Leben.
Wa.
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